Viktor Pelewin

 3,9 Sterne bei 122 Bewertungen
Autor*in von Das fünfte Imperium, Generation P und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Viktor Pelewin wurde 1962 in Moskau geboren. Er studierte zunächst Elektrotechnik, wechselte aber bald zum Moskauer Literaturinstitut. Seit 1990 arbeitet Pelewin als freischaffender Autor. Details seiner Biographie gibt Pelewin nur ungern preis, Journalisten gegenüber erfindet er sich immer wieder neu. In Russland verweigert Pelewin Lesungen, Interviews und Fernsehauftritte, seine Leser, für die er längst zum Kultautor geworden ist, kommunizieren eifrig im Internet mit ihm. Bisher sind sieben Romane und ca. 50 Erzählungen von Pelewin erschienen, seine Bücher sind in über 10 Sprachen übersetzt worden.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Viktor Pelewin

Cover des Buches Das fünfte Imperium (ISBN: 9783630621388)

Das fünfte Imperium

 (28)
Erschienen am 05.01.2009
Cover des Buches Generation P (ISBN: 9783353011725)

Generation P

 (25)
Erschienen am 31.07.2000
Cover des Buches Buddhas kleiner Finger (ISBN: 9783630621593)

Buddhas kleiner Finger

 (20)
Erschienen am 06.07.2009
Cover des Buches Das heilige Buch der Werwölfe (ISBN: 9783442737697)

Das heilige Buch der Werwölfe

 (16)
Erschienen am 07.07.2008
Cover des Buches Tolstois Albtraum (ISBN: 9783630873886)

Tolstois Albtraum

 (7)
Erschienen am 25.03.2013
Cover des Buches Viktor Pelewin (ISBN: 9783893571062)

Viktor Pelewin

 (1)
Erschienen am 01.01.2003

Neue Rezensionen zu Viktor Pelewin

Cover des Buches Generation P (ISBN: 9783353011725)
T

Rezension zu "Generation P" von Viktor Pelewin

Von der tragischen Komik der Medien
Timo_Jancavor 6 Monaten

Pelevins Werk lässt den Helden Tatarskij den Übergang von der sowjetischen Indoktrinierung zur Allgegenwärtigkeit der Massenmedien erleben. Zwischendurch werden aus dem Hinduismus absurde Theorien zur Wirkung der Medien auf den Betrachter abgeleitet. Es gibt kaum ein Werk, das die vollständige Auflösung jeglichen Sinnzusammenhangs durch Massenmedien und speziell von Reklame derart überzeugend nachzeichnet. 

Dies geschieht mit einem überdrehten Humor, Wortspielen und Assoziationsspielen, die einfach Spaß machen.  

Als Leser sollte man sich auf eine bunte Packung an Überraschungen einstellen, aber die zunehmende Entkoppelung von der Realität wird im Spannungsbogen folgerichtig nachgezeichnet.  



Cover des Buches Das heilige Buch der Werwölfe (ISBN: 9783442737697)
AlissaDonnis avatar

Rezension zu "Das heilige Buch der Werwölfe" von Viktor Pelewin

Phantastisch, komisch, aufregend, hintersinnig, tragisch und noch vieles mehr
AlissaDonnivor 4 Jahren

Einfach großartig was Viktor Pelewin sich da ausgedacht hat. A Huli, der Werfuchs, in Gestalt eines Mädchens, begegnet dem Werwolf Alexander, in Gestalt eines Geheimdienstoffiziers. A Huli schildert die Ereignisse aus ihrer Sicht, beschreibt ihr "Gewerbe", eine Art von Prostitution, allerdings unter Einsatz ihres Schweifs und mithilfe der Suggestion (sehr komisch). Dann trifft sie auf Alexander, ohne zunächst zu erkennen, wer oder was er tatsächlich ist. Beim ersten Rendezvous wird es dann ziemlich haarig zwischen den beiden ("Der Schweif klebte von dem ekligen Wolfsseim...") - eine der komischsten Szenen, die ich in meinem Leben gelesen habe. Ob A Huli und Alexander im Moskau des frühen 21. Jahrhunderts eine gemeinsame Zukunft haben?

Wer sich aufgrund des Titels ein Schauermärchen aus Blut, Vollmond, Friedhofsdunkel und ähnlichem erwartet, wird enttäuscht werden. Wer aber Lust hat, sich von einem Erzähler mit überreicher Phantasie in die unbekannte Welt der Werfüchse einführen zu lassen, der wird mit zwei tollen Hauptfiguren und wunderbar verrückten Szenen belohnt. 

Cover des Buches Tolstois Albtraum (ISBN: 9783630873886)
Wolkenatlass avatar

Rezension zu "Tolstois Albtraum" von Viktor Pelewin

Wenn nichts so ist, wie es scheint...
Wolkenatlasvor 11 Jahren

Wenn nichts so ist, wie es scheint ...

Viktor Pelewins anno 2009 unter dem Titel "T" in russischer Sprache erschienener Roman ist ein bemerkenswerter Text, der als Art Satire auf eine Art biografische Erzählung über das Leben des Autors von "Anna Karenina", sich über diverse Variationen aus den Genres Fantastik, Horror, Reißer und einer noch absurderen, quasi philosophischen Abhandlung einer buddhistischen Weltanschauung bis zum Ende des Romans so entwickelt, dass eine eindeutige Deutung des auf den letzten 440 Seiten gelesenen Textes prinzipiell nicht möglich ist. Es ist auch ein Text, auf den der russische Titel "T" viel besser zu passen scheint, als der deutsche Titel "Tolstois Albtraum". Das deshalb, weil es zur Figur des Protagonisten viel besser zu passen scheint, auch im Titel den unanfechtbaren Namen Graf T. zu erhalten, da der Name Graf Tolstoi gewisse rechtliche Probleme mit sich bringen könnte ...

Beginnt der Roman noch wie ein typischer russischer Roman, der möglicherweise sogar aus der Feder des echten Leo Tolstois stammen könnte, ist man bereits nach wenigen Seiten definitiv im Reich des Viktor Pelewin. Mit einem Sprung aus dem Eisenbahnwaggonfenster in einen Fluss rettet sich der Protagonist vor dem als Geistlichen getarnten Mitreisenden. Ab hier gibt es kein Zurück mehr, man wird als Leser mitgerissen in diesem erzählerischen Gebirgswasser der Postmoderne.

Wie eigentlich in allen Texten des russischen Kultautors gilt der postmoderne Grundsatz: "Alles geht, nichts ist verboten".

Und so muss Graf T. zuerst die Gunst einer rätselhaften, auf einem mysteriösen Kahn reisenden Gräfin erobern, bevor er sich mit mörderischen Pygmäen messen muss, nur um auf der Flucht zufällig in einem Zigeunerlager Zuflucht zu suchen, in dem man bereits auf ihn wartet.

Während der Protagonist Graf T. dahinterkommt, dass er wahrscheinlich nur der Protagonist, oder auch nur eine literarisch-geschäftstaugliche Spielfigur eines ungreifbaren Autors ist, spürt der Leser zwischen den Zeilen bereits die anarchistische Auflehnung gegen ihr Protagonisten-Dasein der verschiedenen Figuren. Zusätzlich entpuppt sich der Autor als nur einer von vielen Autoren, die, in schlechter Abstimmung arbeitend, eine Art Auftragsschreiberbrigade für ein größeres Imperium sind, dem es natürlich nur um die Verkaufszahlen geht. Daher muss Graf T. auch auf alle möglichen Widrigkeiten gefasst sein, die sich seine Kreatoren für die Sponsoren einfallen lassen.

So verwundert es auch nicht, wenn Graf T. auf den mörderischen Dostojewski trifft, der sein Dasein als eine Art Zombiejäger fristet. Er schießt aus dem Hinterhalt Zombies ab, um an ihre Wurst- und Wodkaration zu kommen. Die Zombies will er mit Hilfe einer Spezialbrille mit Zombie-Farbkennung erkennen; eine Brille, die allerdings immer die selbe Farbe aufweist, egal ob Zombie oder Mensch.

Während sich Tolstoi und Dostojewski bekriegen, passiert die Wendung zur Emanzipation der Figuren, die zu einer revolutionären Loslösung und einem Ungehorsam gegenüber den Schöpfern führt. Mit furiosem, parodistischem Humor und einer Doppelbödigkeit, allein schon das Aufeinandertreffen von Tolstoi und Dostojewski ist zum Brüllen komisch, die dem Leser sukzessive den Boden unter den Füßen wegzieht, wobei es dem Leser nicht viel anders als den sich auflehnenden Figuren geht, entwickelt Viktor Pelewin einen Romantext, der in seiner offenen Gestaltung, im Sinne der Auflösung der verschiedenen Ideen- und Handlungsstränge, konsequent inkonsequent ist. Somit werden Leser, denen die sinnvolle Zusammenführung aller Handlungsstränge und Ideen in einem Roman wichtig sind, wahrscheinlich enttäuscht sein. Viktor Pelewin schrammt auch bewusst sehr knapp an der Grenze zwischen Ulk und Ernst dahin und reizt die Grenzen unerhört aus. Aber selbst die kleinen Ausrutscher über die Grenze der Albernheit sind hier bewusst gesetzte Bausteine, die sich ins Ganze fügen.

Viel Ironie und Selbstironie bestimmen den Text, in dem natürlich zusätzlich unendlich viele Anspielungen auf russische Klassiker, Fabeln, Volksmärchen und Anekdoten enthalten sind, die dem Nichtrussen mit großer Wahrscheinlichkeit nicht geläufig sind und daher etwas verlieren, auch wenn die meisten in den Anmerkungen der Übersetzerin erklärt werden. Die Übersetzung ist ausgezeichnet und bringt die Prosa Viktor Pelewins auch in deutscher Sprache wunderbar zum Leuchten.

Fazit:
Ein Roman, der seine Nahrung und Ingredienzien aus allen stilistischen Ecken holt, diese in einem dem Autor eigenen Schreib-Kochtopf aber zu einem verrückt-ungebändigten Textkunstwerk zusammenwachsen lässt, das definitiv schmeckt, auch wenn man das Rezept nicht genau fassen kann. Sehr empfehlenswert.

(Roland Freisitzer; 04/2013)

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