Sundays Leben ist geprägt durch Struktur und klare Abläufe. Aufgrund ihres Autismus mag sie keine Spontanität. Das ändert sich als nebenan die lebenslustige Vita einzieht. Sie setzt sich teilweise über Sundays Grenzen hinweg und diese freut sich schließlich sogar darüber. Ihre 16-jährige Tochte Dolly wird ebenfalls von Vita und ihrem Mann in den Bann gezogen. Zunächst scheint es, als ob es sich für alle gut entwickelt. Aber nach und nach wird deutlich, dass Vita Dolly immer mehr vereinnahmt und sich zwischen sie und ihre Mutter drängt. Immer wenn Sunday dies ansatzweise unterbinden möchte, wirft Vita ihr ein paar Brotkrumen hin, indem sie besonders nett zu Sunday ist.
Die Einblicke in das Leben der autistischen Sunday haben mir gut gefallen. Es wird deutlich, was ihr im Umgang mit anderen schwerfällt und was sie bräuchte. Leider sieht dies kaum jemand bzw. wird darauf nur selten Rücksicht genommen. Dabei wäre es oftmals einfach gewesen. Dollys Abwendung von ihrer Mutter war für mich nicht nachvollziehbar. Und auch warum ihr Vater und die Großeltern sie dabei unterstützen, die Schule abzubrechen und zu Hause auszuziehen, hat sich mir nicht erschlossen. Ebensowenig die Kehrtwende kurz vor Ende des Romans.
Zu Beginn musste ich mich daran gewöhnen, dass die Autorin langsam in die Geschichte hineinführt. Dann mochte ich den ruhigen Schreibstil. Abgesehen von Vita und ihrem Kollegen, waren mir die Charaktere unsympathisch. Richtig begeistern konnte mich die Geschichte nicht.