Rezension zu Siebzig Acryl, dreißig Wolle von Viola Di Grado
Siebzig Acryl, dreißig Wolle
von Claudia-Marina
Rezension
Claudia-Marinavor 8 Jahren
Selten habe ich so eine Antipathie für eine Protagonistin empfunden wie für Camelia. Dabei müsste ich doch eigentlich Mitleid mit ihr empfinden. Rein menschlich gesehen. Seit dem Unfalltod ihres Vaters muss Camelia sich um ihre Mutter kümmern, die in Depressionen versinkt und nach und nach aufgehört hat, am Leben teilzunehmen. Sie schweigt. Kein einziges Wort kommt mehr über ihre Lippen. Für Camelia, die kurz davor war, sich ein eigenes Leben aufzubauen, eine eigene Wohnung zu beziehen, muss das einem Alptraum nahekommen. Alles hat sie aufgegeben für ihre Mutter, einst berühmte Flötistin und jetzt nur noch ein Schatten ihrer selbst, deren einzige Beschäftigung darin liegt, mit einer Polaroidkamera Löcher zu fotografieren.
Eines Tages findet Camelia in einem Müllcontainer Kleider, die so zerschnitten und falsch genäht sind, dass sie niemand tragen will. Die genauso kaputt und hässlich sind wie Leeds, die Stadt in der Camelia lebt. Die Jimmy genäht hat, Wens Bruder, den Camelia kennenlernt, der ihr Chinesisch beibringt und in den sie sich verliebt. Für den es sich lohnen würde, das eigene Leben wieder in die Hand zu nehmen, die Initiative zu ergreifen und das Schweigen zu durchbrechen. Aber will sie das wirklich oder ist es nicht auch so ganz schön, trotz aller Hässlichkeit, so wie sie sich mit ihrer Mutter eingerichtet hat?
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Eines Tages findet Camelia in einem Müllcontainer Kleider, die so zerschnitten und falsch genäht sind, dass sie niemand tragen will. Die genauso kaputt und hässlich sind wie Leeds, die Stadt in der Camelia lebt. Die Jimmy genäht hat, Wens Bruder, den Camelia kennenlernt, der ihr Chinesisch beibringt und in den sie sich verliebt. Für den es sich lohnen würde, das eigene Leben wieder in die Hand zu nehmen, die Initiative zu ergreifen und das Schweigen zu durchbrechen. Aber will sie das wirklich oder ist es nicht auch so ganz schön, trotz aller Hässlichkeit, so wie sie sich mit ihrer Mutter eingerichtet hat?
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