Rezension zu "Der Wolf und die Lilie" von Virginia Henley
(6 Sterne = sehr gut, 3 = durchschnitt, 1 = na ja)
Spannung: ***** Erotik: ***** Witz: * Interessant: ****
Brianna de Beauchamp ist die glückliche Tochter von Guy Warwick und seiner Frau Jory. Sie wächst wohlbehütet bei ihrem Eltern auf und sie darf sich einiges erlauben, was andere Töchter sich nicht herausnehmen dürfen. Ihre Mutter Jory weiss um die Tücken der Ehe und die Machtbündnisse, die Männer mit ihren Töchtern schliessen, ohne darauf zu achten, wie es ihnen mit dem Ehemann ergehen wird. Jory de Beauchamp wünscht sich eine andere Zunkunft für ihren Sonnenschein. Sie besteht darauf, dass Brianna erst mit 18 eine Ehe eingeht und ihr Mann ist damit einverstanden. Die Verbundenheit zwischen ihm und seiner Frau kann niemand durchbrechen. Zu lange hatte er auf dieses Wesen gewartet. Da Brianna durch die Erziehung ihrer Eltern gewöhnt war ihren eigenen Kopf zu haben, wünscht sie sich ein Jahr eigenständig als Hofdame der Königin Isabelle zu sein. Sie glaubt in ihrem Vetter, den sie seit Kindheitstagen kennt, ihren Herzensprinzen gefunden zu haben und sie vereinbaren zwischen sich und ihren Eltern einen Verlobungsvertrag. Zwischen den Wirren des Krieges lernt Brianna weitere Verbündete ihrer Eltern kennen und infolgedessen auch deren Nachkommen. So trifft sie auf den absolut unverschämten Wolf Mortimer, der sie herauszufordern weiss. Brianna ist sich sicher, dass er ein ungehobelter Teufel ist und dennoch muss sie sich eingestehen, dass sie sich von ihm angezogen fühlt. Intrigen werden gesponnen, Krieg wird geführt und miten drin ist Brianna auf sich und ihren Verstand allein gestellt. Sie unterstützt die Königin und hilft ihr ihr Selbstvertrauen wieder aufzubauen, nachdem Edward es ihr geraubt hatte. Den der König hat nur Augen für seinen Günstling Hugh. Da Wolf Mortimer das zweite Gesicht besitzt ist er in der Lage in die Zukunft zu sehen und kann damit vielerlei strategisch günstige Schritte in die Wege leiten. Angezogen von Brianna, von der er spürt, dass sie zusammengehören, lässt er sich immer wieder dazu herab sie zu besuchen und erkennt, dass sie ihm helfen kann die Barone und Grenzmarklords zusammen zu führen. Am Ende darf er sie für immer in seine Arme schliessen und weiss, dass er anders als sein Vater, die Liebe der Macht vorzieht.
Kritik: Ganz zu Beginn erfährt man, dass Jory, schwanger mit Brianna, von ihrem Ehemann flieht. Da sie Angst hatte er würde ihr Flohkraut beimischen, damit sie das Kind verlöre. Im Verlauf der Geschichte erfährt man, dass Brianna die Tochter des Robert Bruces ist und man ahnt, dass dies der Grund sein könnte. Was mich stört ist, dass Brianna ihre Mutter nicht danach fragt, ob es tatsächlich so wahr und ihr Vater Warwick so etwas tun wollte. Irgendwie fehlt hier diese Auflösung. Der grösste Kritikpunkt allerdings am gesamten Buch ist das heruntergerattere der geschichtlichen Ereignisse. Virginia hat sich mühe gegeben die Charaktere in die wahren Eckpunkte der Geschichte einzureihen und sie auch wunderbar beschrieben. Doch der Wechsel der Perspektiven geschieht sehr schnell und ist oberflächlich. Wenn man sich entscheidet mehrere Blickwinkel mit anderen Charakteren dem Leser zu eröffnen, wieso macht man es dann so rasch? Ich denke darauf hätte der Leser dann auch gut verzichten können. Und wenn man schon die wahre Geschichte im Buch haben möchte, wieso lässt man den Leser dann in einer langatmigen *langweiligen* Abfolge, wie in einer chronischen Zeittabelle die Ereignisse sehen? Hier hätte definitiv mehr daraus geschrieben werden können. Diese Art macht jene Szenen sehr träge und lang. Ich als Leser bin gar mit einer solchen Hülle an Informationen überfordert und kann sie gar nicht richtig einordnen. Auch bei den Nebenfiguren geschieht dasselbe. Die Namen werden mit Titeln und Untertiteln eingeworfen und ich habe mich oft gefragt, wer ist das jetzt? Mit wem ist er verwandt? Ich erwarte von einem Autor, dass er mich in die Geschichte führt, mich den Charakteren *vorstellt* und dass er Übergänge schreiben kann. Ich denke, der Autor (Verlag) hat es sich hier etwas sehr einfach gemacht und die zeitlichen Ereignisse schwupp hinein geworfen.
Summa summarum: Es ist sehr schade, dass man hier einerseits die reale Geschichte einfliessen lassen und anderseits mit diversen Perspektiven spielen wollte. Ich glaube genau das hat die Geschichte sabotiert. Dadurch ist alles ausserhalb von Brianna und Wolf ziemlich verkümmert und oberflächlich gehalten worden. Ein Lob dennoch von mir, dass der Autor es gewagt hat die realen geschichtlichen Ereignisse anzupacken und seine Geschichte darum herum entstehen liess. Dies ist eine wahrliche Herausforderung.