Cover des Buches Beim ersten Schärenlicht (ISBN: 9783462046014)
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Rezension zu Beim ersten Schärenlicht von Viveca Sten

Punktet durch Atmosphäre, Landschaftsidyll und Flair! 3,5 Sterne!

von Floh vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Gut, aber nicht unbedingt herausragend! Ein Krimi für alle Landschaftliebhaber und Schwedenkrimifans, die es seichter mögen! 3,5 Sterne!

Rezension

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Flohvor 9 Jahren
Mit "Beim ersten Schärenlicht" von der bekannten und namhaften Schwedenkrimiautorin Viveca Sten erleben wir bereits den fünften Fall des sympathischen Ermittlers Thomas Andreassson. Die Autorin bietet nicht nur einen Schwedenkrimi, sondern auch ein großartiges landschaftliches Kopfkino mit Flair, Atmosphäre und Idyll. Hier gibt es nicht nur einen vielversprechenden Titel, und ein unverbesserliches Cover, nein, hier bekommen wir ganz besonders seichten Krimigenuß mit vielen Elementen aus Familientragödie, Schicksal, Verstrickung, Kultur und Tradition und bitterer Realität in der Grausamkeit der Morde. Autorin Viveca Sten bringt ihre Heimat und das traumhafte Schweden dem Leser auf eine besonders spannende Art unheimlich nahe. Erschienen im KiWi-Verlag (http://www.kiwi-verlag.de/)

Klapptext/Inhalt:
"Nora ist endlich wieder glücklich. In Jonas hat sie nach der Tren­nung von ihrem Mann einen neuen Partner gefunden. Dessen frühreife Tochter Wilma wiederum macht ihr Kopfzerbrechen – wie gut, dass sie für das Mäd­chen nicht verantwortlich ist. Wie alle schwedischen Jugendlichen möchte Wilma lieber mit ihren Freunden als mit der Familie Mitt­sommer feiern. Doch das Fest endet nicht gut: Ein toter Jugend­licher am Strand bereitet der lustigsten Nacht des Jahres ein grausames Ende, und Wilma ist verschwunden. Thomas Andre­asson muss einmal mehr nach Sand­hamn, um die Ermittlungen aufzunehmen. Nach und nach offenbaren ihm die Jugendlichen, was wirklich geschah. Viveca Stens neuer Roman hat alles, was das Fan-Herz begehrt: einen spannenden, lebensnahen Fall, Sand­hamn zur schönsten Jahreszeit, aber auch voller Touristen, die nicht nur Gutes im Schilde führen, Sonne, Wasser und Wind. Die erfolgreiche Krimiserie um Kommissar Thomas Andreasson wurde fürs Fernsehen verfilmt."

Meinung:
Eine unbeschreiblich schöne Landschaft, die so facettenreiche, kulturelle, idyllische, atmosphärische, skurrile und verschrobene Elemente und Bewohner mit sich bringt, und nicht nur dass, denn ein grausammer Mord an einem Teenager erschüttert das friedliche Leben nach dieser Mittsommernacht. Und die folgenden Ermittlungen bringen den sympathischen Kommissar Thomas Andreasson an seine Grenzen. Ein grandioser Krimi mit Hintergrund und mit einem deutlichen Titel "Beim ersten Schärenlicht", der im Laufe der Handlung ganz andere Aussagekraft erhält. Der Titel ist Programm, und man spürt beim Lesen förmlich das Herzblut und die Überzeugung der Autorin Viveca Sten zu ihrer Heimat Schweden und der traumhaften Idylle der vielen kleinen Inseln und Kleinode, den Menschen, den Wahrnehmungen, Eindrücken und der gewaltigen Natur. Absolut Geschickt verwebt die Autorin in all dem Idyll, in all die schönen Rituale wie dem gemeinschaftlichen Mittsommerwochenende und eine emotionale, kaltblütige und perfide Morderei. Oder war es doch alles nur ein dummer Zufall oder gar Unfall? Hier schreibt Skandinavien und bietet dem Leser unglaubliche Kulissen, Emotionen, Sinne und die eisige Kälte kranker Psychen und Schicksale, die nicht nur die Charaktere zeitweilig befällt. Man merkt der Autorin die ausgiebige Phantasie, die Überzeugung der Schauplätze, die Komplexität des Kriminalfalls, das Interesse an ausgiebiger Recherche ind Authenzität und Intensität sehr an. Leider geht die Autorin Viveca Sten in ihrem fünften Fall für Andreasson wenig in die Tiefe der Handlung, bietet kriminaltechnisch diesmal wenige Einblicke und nur seichte stetige Spannung. Sie schafft es jedoch ein sympathisches Ermittlerteam für die hochtrabenden Ermittlungen in dieser sonst so unbescholtenden Gegend und Natur zu erschaffen, punktet mit großem Kopfkino, filmreifen Szenen und wunderbarer Landschaft. Aber allein das reicht mir nicht für einen rundum gelungenen Krimi, eher für einen Roman. Etwas mehr Tempo, Pfiff und Hochspannung wäre toll gewesen um all die gelungenen Ansätze zu vollenden.Viveca Stens Kriminalhandlung birgt Elemente und Inspirationen, der Leser bekommt Raum für eigene Mutmaßungen und ein freies Spiel mit der blühenden Phantasie und ist somit ganz nah bei den Ermittlungen dabei, wird sich jedoch nur schwer mitreißen lassen können.

Schreibstil:
Wer zu diesen schreiberischen Werkzeugen greift, wie es unsere Autorin Viveca Sten in diesem 5. Band tut, der beweist eindeutig Geschick und Können im Bereich Roman, aber in diesem speziellen Fall eher nicht gänzlich für das Genre Krimi. Dem Krimiliebhaber könnte etwas fehlen, den Romanliebhaber wird es auf ganzer Linie zufrieden stellen. Garantiert! Meiner Meinung nach hat Autorin Viveca Sten Parallelen zu anderen großen Schwedenkrimivorreitern, die ihre Bücher auch verfilmen lassen. Zumindest kann sie hier zweifellos in der oberen Liga mitmischen. Viveca Sten weiß es die Leser gleich zu Beginn an die Seiten zu fesseln, durch betörende Idyll, Landschaft und heimische Atmosphäre und Familienleben. Unfreiwillig gerät man hier durch ihren Schreibstil direkt in das Geschehen und kann sich nicht mehr von den Seiten lösen. Autorin V. Sten besitzt einen sehr durchdringenden Schreibstil, denn sie schafft es problemlos und ohne störende Längen die Handlung steigend zu beginnen und diese Ebene bis zum Schluß aufrecht zu erhalten. Ihr Wiedererkennungswert ist hier zweifellos der gelungene schwedische Einfluss. Die Autorin ha hier einen seichteren, dennoch schockierenden Krimi erschaffen, den sie mit gekonnten und höchst intelligentem Wortschatz, bildhaften Darstellungen, tiefen Emotionen aus Gefühl, Angst und Entsetzen, authentischen Charakteren, Wendungen und einem Wechselspiel der Perspektiven an den durchaus perplexen und gefesselten und in landschafteingelullten Leser wiedergibt. Ihr Schreibstil bringt die Handlungen, die Gedanken und die Protagonisten sehr nahe an den Leser und fesselt ihn u.a. dadurch an die Seiten.

Charaktere:
Hat man die Charaktere erst einmal kennengelernt, freut man sich, diese so ausführlich beschrieben zu bekommen. Die Protagonisten vor allem die Besucher und Bewohner von Sandhamn sind wunderbar gezeichnet. Thomas Andreasson kommt erst später ins Geschehen, zunächst wird auf kleineren behördlichen und privaten Ebenen ermittelt, bis der zunächst harmlose Fall besondere Schärfe annimmt. Der sympathische Kommissar wuchs mir nur langsam ans Herz, aber hat man Andreasson ersteinmal kennengelernt, so stellt man sich gern an seine finderische Seite. Auch die Kollegen im Ermittlerteam sorgen für Abwechslung. Tolle Dialoge, witzige Missverständnisse und Tücken in den Ermittlungen prägen den Polizeialltag. Auch das Familienleben und die wilde Feierei der Jugendlichen kommen nicht zu kurz. Wilma mit ihren 14 Jahren haut richtig drauf, erschreckend. Aber auch die anderen jungen Alkoholleichen regen zum Nachdenken an. Im späteren Verlaug hat man dann ein Bild und eine Vorstellung jedes einzelnen. Dieses Buch bietet nicht nur an den Schauplätzen und Kulissen großes Kopfkino sondern auch durch seine Charaktere und Rollen. Der Leser wird dazu angeregt, sich mit den Protagonisten zu identifizieren und Stellung zu beziehen.

Schauplätze:
Diese sind in diesem Schweden-Krimi wirklich das Non-Plus-Ultra. So nah, und voller Sinne und überwältigender Schönheit hat hier die Autorin eine Umgebung erschaffen, die es wirklich in ihrer Heimat so zu finden gibt. Einfach toll. Der Leser wird in die weite kluftige Natur und Schönheit geholt, ein Fest für die Sinne und für das Kopfkino, das Lichtspiel, das man fast real spürt. Die Kälte auf der Haut, die wenige Sonne und Wärme, die Wucht des Meeres... Zudem bietet die Autorin V. Sten auch eine heimische Atmosphäre in den beschulichen Örtchen, mit den gemütlichen Hütten, dem geselligen Beisammensein....Hier prasselt das Feuer, hier duften die Speisen, hier gibt es Schutz und Hintergrund.
Großes Kino! DER Pluspunkt im Buch, der meine Begeisterung steigen lässt.

Die Autorin:
"Viveca Sten war Chefjuristin bei der dänischen und schwedischen Post, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie wohnt mit Mann und drei Kindern vor den Toren von Stockholm. Seit sie ein kleines Kind war, hat sie die Sommer auf Sandhamn verbracht, wo ihre Familie seit mehreren Generationen ein Haus besitzt."

Fazit:
Ein absolutes Lese-Muß für alle Schwedenkrimiliebhaber, die Lust auf sagenhafte Schauplätze und sympathische Ermittler haben. Nordisch, idyllisch, genial! Eher ein Roman als ein Krimi!
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