Cover des Buches Lucia Binar und die russische Seele (ISBN: 9783552062825)
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Rezension zu Lucia Binar und die russische Seele von Vladimir Vertlib

Anders als gedacht

von vielleser18 vor 9 Jahren

Kurzmeinung: zynisch und ganz anders als gedacht.

Rezension

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vielleser18vor 9 Jahren
"Geschichte hat immer eine Moral, auch dann, wenn es sich um blanken Zynismus handelt" S. 296

Lucia Binar, 83 Jahre alt, ist eine der letzten die ausharren im Haus in der Großen Mohrengasse. Ihr Vermieter will alle alten Mieter, die teils schon Jahrzehnte in diesem Haus wohnen, herausekeln, damit er das Haus, wie auch schon Nachbarhäuser renovieren und teurer vermieten kann. Dabei ist ihm jedes Mttel recht: sogar Obdachlose und Asylanten setzt er mit ins Haus und eine hochexplosive Stimmung wird dort erzeugt, ganz abgesehen vom allgemeinen Verfall, den der Vermieter nicht beheben lässt. Als dann eines Tages auch das Essen auf Rädern nicht geliefert wird, versucht die durch einen Unfall beeinträchtige Lucia telefonisch HIlfe zu bekommen. Bei zwei Diensten erreicht sie nur Endlos-Warteschleifen und beim dritten Notruf, einem Sozialdienst, landet sie in einem Callcenter bei der überforderten Elisabeth, die ihr rät, sich am Wochenende von Mannerschnitten zu ernähren. Lucia macht sich mit Hilfe eines MItbewohners auf die Suche nach Elisabeth um ihr die Meinung zu sagen.

So weit so gut. Der Roman erzählt meist aus Sicht von Lucia, der pensionierten Lehrerin, die Gedichte liebt. Ihre Art hat mir gut gefallen, sie ist eine rüstige und symphatische Frau.
Doch auch von Alexander erfahren wir (meiner Meinung nach zu viel und ausschweifend, was aber auch sein Wesen charakterisiert). Er ist mit Elisabeth aus dem Call-Center befreundet und ist die "russische Seele". Er zieht mit einem russischen Scharlatan und Magier durch Europa.

Ich weiß immer noch nicht, wie ich das Buch beschreiben soll. Zynisch finden fast alle niederen menschlichen Taten/Worte/Gefühle hier seinen Platz.
Gewalt, Beleidigungen, Gier, Rache, unmenschliche Arbeitsbedingungen, Hass. Ein Spiegelbild der Gesellschaft ? Reduziert auf alles negative ? In der geballten Ansammlung hier, gepaart mit unglaublichen Begebenheiten, keine leicht verdauliche Kost.

Der Klappentext führt in die Irre, denn es geht nur ganz am Anfang um die Umbenennung der Mohrengasse. Da ist das Telefon auf dem Cover schon wegweisender, ist es doch ein Anruf, der die entscheidenden Impulse auslöst.
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