Rezension
Der einzige Haken, es handelte sich mal wieder um einen (teils) autobigrafischen Roman. Ein Genre, das ich nicht besonders mag, weil ich finde, dass das selten funktioniert. Autobiografische Romane rutschen ganz oft ins Selbstverliebte ab.
Das konnte ich hier allerdings nicht feststellen. Es verschwimmen die Grenzen zwischen realer Geschichte und Fiktion und ich habe schnell gar nicht mehr versucht zu entscheiden, was, was ist und bin in die Geschichte eingetaucht.
Viktor, Jude, selber als Kind als Flüchtling nach Österreich gekommen, engagiert sich 2015 in der Flüchtlingshilfe. Die Nachricht einer Jugendfreundin, die ihre Tochter sucht (deren Vater er angeblich ist), bringt sein in ruhigen Bahnen verlaufende Leben durcheinander. Er macht sich auf zur Tochter, die Unterschlupf bei einer AfD Familie in Deutschland gefunden hat und lernt hier die andere Seite der Medaille kennen.
Mich hat die Geschichte sehr berührt, vor allem die Schilderungen aus dem Flüchtlingslager, oft hatte ich Tränen in den Augen und musste an meine eigenen Erfahrungen hier in Oberösterreich denken. Aber auch wie differenziert er die AfD-Funktionäre, bei denen die angebliche Tochter Aufnahme findet, darstellt, ohne ihr Denken und Handeln zu beschönigen, gefällt mir.
Ein Roman, der berührt, zum Nachdenken anregt, aber den*die Leser*in immer wieder schmunzeln lässt. Von mir gibt es eine Empfehlung!