Rezension zu "Textanalyse und Interpretation zu Christa Wolf. Medea" von Volker Krischel
Zu Christa Wolfs "Medea. Stimmen" ist das eine ganz nette Verständnishilfe von Volker Krischel. Ein Blick auf das Cover lässt bei den meisten meiner Generation wohl Erinnerungen aus der Schulzeit aufkommen: Das kleine Buch ist nämlich eine der "Königs Erläuterungen" (gelbe Schrift, blauer Farbton des Softcovers, beinahe quadratisch). Wie gewohnt ist auch dieser Band ganz gut. Die nacherzählerische und kapitelgebundene Inhaltsangabe ist pointiert und knapp. Die Notizen zur Person Christa Wolfs helfen ungemein zum Verständnis des Werkes. So hätte ich den Gegensatz Kolchis/DDR vs Korinth/BRD NIE erkannt.
Generell sind die Interpretationsansätze ganz gut, wenn mir auch der feministische Ansatz zu unausgeführt scheint. Im Werk spielt der Rollentypus (?) "Frau" und die Idee des Feminismus mMn eine viel bedeutendere Rolle, als die Interpretation meint. Das wäre noch deutlicher hervorgetreten, wenn Krischel die antiken Vorlagen (Seneca udn Euripides, dazu könnt ihr euch meine Rezensionen ansehen) miteingearbeitet hätte. Seneca fehlt vollständig und Euripides ist viel zu wenig behandelt. Die Person des Leukon kann auch anders oder sogar tiefer gedeutet werden, als Krischel das tut. Falls ihr wollt, könnt ihr dazu mal in meine Rezension zu Wolfs Medea reinschauen.
Sehr interessant fand ich die Rezeptionsgeschichte des Buches, denn eben die sah das Motiv "DDR/Kolchis vs BRD/Korinth" im Zentrum des Verständnisses. Wie ihr anhand dieser und meiner Wolf: Medea Rezension rausgelesen habt, sah ich selbst aber den feministischen Ansatzpunkt viel stärker im Zentrum.