Rezension zu "Die Tür im Schott" von John Dickson Carr
Zwei Männer geben sich als Sir John Farnleigh aus, auf den ein reiches Baronen-Erbe wartet. Sie beschuldigen sich gegenseitig der Hochstaplerei. Nur einer kann den echten Sir John identifizieren: Kennet Murray, sein ehemaliger Hauslehrer. Murray ist in Gefahr, doch als im Farnleigh-Garten ein Mord geschieht, ist nicht Murray das Opfer.
Neben Der verschlossene Raum ist Die Tür im Schott wohl John Dickson Carrs berühmtester Roman und erzählt ebenfalls die Geschichte eines unmöglichen Verbrechens, welches sich allerdings diesmal unter freiem Himmel und nicht in einem hermetisch abgeriegelten Raum ereignet.
Von Anfang an erzeugt Carr eine wunderbar dichte Atmosphäre, wirft den Leser gleich in die Mitte des Geschehens und gibt ihm ein, zwar auf den ersten Blick etwas abgedroschenes aber durchaus faszinierendes Rätsel auf. Die Figuren sind interessant, charismatisch mysteriös. In den ersten Kapiteln des Buches zeigt sich der Meister des locked room mystery in absoluter Hochform.
Schien das Werk zunächst noch den Lobeshymnen von Kritikern und Lesern gerecht zu werden, wurde meine Euphorie doch nach und nach gedämpft. Der Mittelteil verlor sich, wie oft bei Carr, etwas in Nebensächlichkeiten und es wurden so viele neue Merkwürdigkeiten eingeführt, dass man sich wundert, wie die Sache noch zu einem logischen Abschluss finden soll. Die Antwort: Gar nicht.
Wir bekommen nicht eine, sondern gleich zwei verschiedene Auflösungen präsentiert und es fällt mir schwer zu entscheiden, welche der beiden lausiger ist. Vollkommen an den Haaren herbeigezogen, unglaubwürdig und nicht einmal sonderlich einfallsreich sind die Erklärungen, die Gideon Fell bzw. der Täter selbst in einem Brief dem Leser hier zumuten. Klar, von einem klassischen Whodunit erwartet man keinen besonders hohen Grad an Realismus, aber Die Tür im Schott überschreitet bereits die Grenzen zur Dämlichkeit.
Als Fair-Play-Kriminalroman ist Die Tür im Schott weitgehend unbrauchbar, zumal Carr dem Leser wichtige Informationen vorenthält, die es unmöglich machen, den Fall allein an Hand der vorhandenen Beweise und Indizien zu lösen. Kaum zu glauben, dass er von einer Expertenriege in die Top 10 der Romane über unmögliche Verbrechen gewählt wurde. Fasst man das Ganze jedoch als etwas skurrilen Gruselroman auf, kann man durchaus seinen Spaß mit dem Buch haben. Also, ein Meisterwerk wie Der verschlossene Raum sollte man definitiv nicht erwarten!