Cover des Buches Pontifex (ISBN: 9783406703812)
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Rezension zu Pontifex von Volker Reinhardt

Ein Meisterwerk

von Sikal vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Hervorragende Zusammenfassung von den Anfängen des Papsttums bis in die heutige Zeit.

Rezension

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Sikalvor 7 Jahren

In Volker Reinhardts großartigem Werk „Pontifex“ über die Geschichte der Päpste wird ein Bogen über den Ursprung des Papsttums bis zum heutigen Status der katholischen Kirche gespannt. Auf über 900 Seiten findet man hier viele Personen, die neben den Päpsten eine Rolle spielten und ihren Einfluss auf die Kirche – auf welche Art und Weise auch immer - geltend machten (z.B. Medici, Borgias, Martin Luther).

Bereits zu Beginn verweist der Autor auf die (selbst auferlegte) Funktion des Papstes, als Vermittler zwischen Gott und Mensch, als Interpret von Bibelstellen, als Machtinstanz im weltpolitischen Kontext. Reinhardt stellt das „Petrus-Problem“ in den Fokus und weist darauf hin, dass viele Glaubensgrundsätze historisch und wissenschaftlich nicht belegbar sind (natürlich wird in der Kirchengeschichte dieser Passus anders dargestellt und ist dort auch belegbar). War er nun der erste Bischof von Rom? Liegt er unter dem Petersdom begraben oder ganz woanders? Vieles wird vom Autor hinterfragt und plausible Recherchen geben hier einleuchtende Antworten.

Trotz des ausgiebigen Umfangs des Buches (über 900 Seiten) sind die einzelnen Kapitel überschaubar und zusätzlich noch in kleinere Abschnitte unterteilt. Von den ersten Machtkämpfen, über die „Konstantinische Wende“ und das doppelte Primat, die Diskrepanzen zwischen Rom und Konstaninopel – immer mit den jeweiligen Vertretern, die die jeweiligen Epochen begleiteten.

Als weiteres Kapitel sei der Zeitabschnitt „Am langen Arm von Byzanz“ erwähnt, der Aufbruch gen Westen mit diversen Kämpfen und Intrigen bis hin zur radikalen Kirchenreform unter Gregor VII, die Hegemoniekämpfe, den Kampf gegen Barbarossa, die Ketzerbekämpfung und staufische Umklammerung. Immer begleitet vom Kampf um die Vormachtstellung der Kirche, die Regeln/Gesetze werden den jeweiligen Päpsten angepasst und je nach Gegebenheit oder Bedarf verändert.

Als komplett neue Denkrichtung wurde während der Renaissance-Zeit die Begeisterung der Kirche für Kunst und Kultur entwickelt, begleitet von Türkenkrieg, der Machtstellung der Borgias und dem genießerischen Leo X. Immer wieder faszinierend zu lesen, wie sich die Reformen erst entwickelten und dann wieder mit Rückschritten aufwarteten. Über die barocke Prachtentfaltung zieht sich die Geschichte über Napoleons Papst (Pius VII) bis ins Mittelalter und letztendlich in die jüngere Geschichte der Päpste, wie die allseits bekannten Namen Johannes Paul II, Benedikt XVI und Franziskus I.

Auf vielen Abbildungen, Karten, Grafiken erkennt man die enorme Recherchenarbeit des Autors. Der Schreibstil selbst ist zwar sachlich, doch sehr leicht verständlich. Durch das ausführliche Literaturverzeichnis ist es ein leichtes, sich einzelnen Personen bzw. Pontifikaten vertiefend zu widmen. Trotz dem enormen Umfang des Werkes wäre es für den Autor ein unmögliches Unterfangen, die einzelnen Päpste ausführlich und umfassend darzustellen. Was ihm auf alle Fälle gelungen ist, ist die enge Verbindung zwischen Politik und Kirche, die unterschiedlichen Machtebenen sowie die historischen Vernetzungen zu hinterfragen.

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