Der letzte Ministerpräsident der DDR beschreibt seine Sicht der Wiedervereinigung. Dies ist notwendig, da es zu wenige ostdeutsche Perspektiven auf diesen historischen Vorgang gibt. De Maizière war in der entscheidenden Phase 1989/90 als wenig öffentlichkeitswirksamer, ziemlich einflussloser, wenn auch fleißig an den Details arbeitender Politiker wahrgenommen worden. Er korrigiert dieses Bild in seiner Biografie und beschreibt seine arbeits- und folgenreiche Mitwirkung am Prozess der deutschen Einheit, die im Gegensatz zu Kohls Leistungen immer etwas "unterging". Das Politikersein war demnach bloß eine kurze Episode, in die er mehr oder weniger hineingedrängt wurde. Man erfährt von seinen musikalischen und kirchlichen Hintergründen sowie seiner eigentlichen Berufung zum Rechtsanwalt. Besonders interessant: seine nachvollziehbaren Einschätzungen des Verhaltens von Westpolitikern wie Kohl, Rühe oder Schäuble, aber auch seine unerwartet freundschaftlichen Beziehungen zu parteipolitischen Konkurrenten wie Gysi oder Richard Schröder. Störend in diesem Buch sind einige Wiederholungen sowie Schreibfehler (z. B. Theo Weigel statt Waigel), die auf eine schwache Lektorleistung schließen lassen.
Eine notwendige ostdeutsche Perspektive