Einen Jugendtraum macht W. A. Hoffmans Serie "Raised by Wolves" wahr. Immer schon, seitdem ich Barry Richard Burgs Studie über die (Homo-)Sexualität der Piraten las - die auch Hoffman bei ihrer umfangreichen Recherche benutzte - hatte ich romantische Vorstellungen über Piraten. Und die werden hier grandios erfüllt. Dies ist der erste von vier richtig dicken Bänden, der langen Lesespaß garantiert. Will und Gaston sind zwei Piraten, die beide von ihren adeligen Familien mehr oder weniger verstoßen wurden. Will hat eine traumatische Beziehung zu seinem Cousin inklusive Familienskandal hinter sich, und Gastons Vermächtnis einer Vergangenheit, die er verdrängt hat, sind viele Narben und wiederkehrende Anfälle von Raserei, seine unter den anderen Piraten bereits sprichwörtliche "madness". In diesem ersten Band entdeckt Will, der eigentlich eine Plantage für seinen Vater aufbauen soll, den Reiz der Seeräuberei in einer eingeschworenen Gemeinschaft von Männern, bei denen die meisten - aus Neigung oder den Umständen heraus - Paare, sogenannte Matelots sind. Inhaltlich ist die Verknüpfung von Abenteuern auf hoher See und der aufkeimenden Romanze zwischen Will und Gaston bereits reizvoll. Was aber das Buch wirklich grandios macht, ist nicht nur der gelungene Stil, sondern die barocke Fülle an philosophischen Gesprächen der beiden Männer, Lebensbetrachtungen, Nebengeschichten und -schauplätzen und Details zum Leben der Piraten. Besonders hervorzuheben ist noch, dass die Romanze niemals süßlich á la Pilcher wirkt, sondern in ihrem langsamen Aufkeimen, den vielen Gesprächen der beiden Partner und dem sachten Herantasten an die gemeinsame Sexualität unheimlich echt und groß wirkt. Spannung kommt weiters durch das stückweise Enthüllen von Gastons schwieriger Vergangenheit auf, die ihm noch jetzt Probleme auch im Beziehungsleben bereitet. Ein grandioses Werk und gay historical romance at its best, auch was die Authentizität des historischen Romans betrifft. Dieser Serie kann meiner Meinung nach, besonders was die schwule Liebe auf hoher See anbelangt, nur Steph Minns' "One Man Drowning" das Wasser reichen. Lesen!!
Rezension zu "Brethren" von W. A. Hoffman