Sebald erzĂ€hlt in diesem Roman in einer wunderbaren Sprache die lange und schmerzhafte Geschichte eines Erinnerns. Der Leser erfĂ€hrt die Biographie des eigentlichen Protagonisten Jaques Austerlitz gleichsam gebrochen durch einen Freund, den Ich-ErzĂ€hler der Geschichte. Ăber Jahrzehnte begleitet der Leser die ungewöhnliche Freundschaft der beiden MĂ€nner und erlebt so nach und nach mit Austelitz gemeinsam dessen schmerzhaftes Bewusstwerden der eigenen Vergangenheit. Es ist der Lebensbericht eines gewaltsam entwurzelten Menschen. Austerlitz gelingt es nur mĂŒhsam und bruchstĂŒckhaft, die traumatischen und deshalb verdrĂ€ngten Erlebnisse seiner frĂŒhen Kindheit zu erinnern. Zeiten und Orte zerflieĂen, die traumatische Vergangenheit durchdringt die Gegenwart. Austerlitz, der in seiner Kindheit zur Rettung vor den Nazis mit einem Kindertransport aus der Tschechoslowakei nach England geschickt wurde, ist letztendlich unfĂ€hig, emotionale Bindungen aufzubauen und irgendwo wirklich anzukommen.
W.G. Sebald
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle BĂŒcher von W.G. Sebald
Austerlitz
Die Ausgewanderten
Die Ringe des Saturn
Unheimliche Heimat
Campo Santo
»Auf ungeheuer dĂŒnnem Eis«
Die Beschreibung des UnglĂŒcks
Nach der Natur
Neue Rezensionen zu W.G. Sebald
Die Wanderung des Autors durch das englische Suffolk wird mir vor allem ob seiner sprachlich so wunderbaren Umsetzung im GedÀchtnis bleiben. HÀtte ich nicht erfahren, dass diese Wanderung Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts stattfand, hÀtte ich sie wohl durch Wortwahl und Satzbau, ebenso aber durch den gelassenen Rhythmus des Textes eher zu Anfang desselben Jahrhunderts vermutet.
Sebalds Text ist ein Geschenk an denjenigen, der Sprache liebt und genieĂen möchte. Auch wenn sich VergĂ€nglichkeit wie ein roter Faden durch die erzĂ€hlten Episoden zieht, erzeugen diese allenfalls etwas Melancholie, eine Art meditativen Sog, nicht aber eine depressive Stimmung angesichts alles Endlichen. Wunderbare Beschreibungen der Natur, tiefgehende, auch kritische Gedanken angesichts des zum Teil vom Menschen herbeigefĂŒhrten Verfall, historische Ereignisse auf interessante Weise dem Leser nahegebracht, Persönlichkeiten frĂŒherer Zeiten literarisch wieder zum Leben erweckt ... FĂŒr mich ist es eines der BĂŒcher, auf die man sich einlassen muss, die nichts sind zum zwischendurch Lesen, die einen aber umso reicher beschenken, je mehr man darin versinkt.
Ich habe das Buch sechsmal gelesen. Es ist fĂŒr mich das relevanteste Werk der letzten 50 Jahre. Ein Meisterwerk der deutschen Literatur.
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