Rezension zu "Austerlitz" von W.G. Sebald
Sebald erzählt in diesem Roman in einer wunderbaren Sprache die lange und schmerzhafte Geschichte eines Erinnerns. Der Leser erfährt die Biographie des eigentlichen Protagonisten Jaques Austerlitz gleichsam gebrochen durch einen Freund, den Ich-Erzähler der Geschichte. Über Jahrzehnte begleitet der Leser die ungewöhnliche Freundschaft der beiden Männer und erlebt so nach und nach mit Austelitz gemeinsam dessen schmerzhaftes Bewusstwerden der eigenen Vergangenheit. Es ist der Lebensbericht eines gewaltsam entwurzelten Menschen. Austerlitz gelingt es nur mühsam und bruchstückhaft, die traumatischen und deshalb verdrängten Erlebnisse seiner frühen Kindheit zu erinnern. Zeiten und Orte zerfließen, die traumatische Vergangenheit durchdringt die Gegenwart. Austerlitz, der in seiner Kindheit zur Rettung vor den Nazis mit einem Kindertransport aus der Tschechoslowakei nach England geschickt wurde, ist letztendlich unfähig, emotionale Bindungen aufzubauen und irgendwo wirklich anzukommen.