Rezension zu The Journal of a Disappointed Man: & A Last Diary von W.N.P. Barbellion
Lakonischer Witz auch im Angesicht des Todes
von Susanne_Mathies
Kurzmeinung: Das Ich als Forschungsobjekt - ein Biologe seziert Frösche, Freunde, Liebschaften, Landschaften und nicht zuletzt sich selbst.
Rezension
Susanne_Mathiesvor 6 Jahren
In seinem Tagebuch hält Bruce Cummings (Pseudonym W.N.P. Barbellion, 1889-1919) seit seiner Jugend mit verblüffender Offenheit alles fest, was seine Wissbegierde befeuert: Vogeleier, Tierkadaver, Begegnungen mit Freunden, Liebesgeschichten, Unterhaltungen mit Fremden sowie das eigene Befinden. Wegen seiner angeschlagenen Gesundheit kann er seinen Lebenstraum, sich ganz der zoologischen Forschung zu widmen, nicht erfüllen. Als er nach einer Einberufungsuntersuchung erfährt, dass er unter multipler Sklerose leidet, ist klar, dass er nur noch kurze Zeit zu leben hat. Dies hindert ihn aber nicht daran, weiterhin die skurrilen Seiten des Lebens und sogar seiner eigenen Krankheit in kurzweilige Szenen zu fassen. Witzig wie Dickens, dabei aber vollkommen unsentimental. Ein wunderbares Buch!