Wakayama Bokusui

 4,7 Sterne bei 7 Bewertungen

Lebenslauf

Wakayama Bokusui (1885–1928) wuchs in einem entlegenen Tal der japanischen Insel Kyūshū auf. Noch während seines Studiums in Tōkyō veröffentlichte er einen ersten Gedichtband und galt schon wenig später als eine der führenden Dichterpersönlichkeiten des Landes. Die heutige Popularität des fünfzeiligen Kurzgedichts Tanka in Japan ist untrennbar mit seinem Namen verknüpft.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Wakayama Bokusui

Cover des Buches In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter (ISBN: 9783717524526)

In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter

(7)
Erschienen am 19.03.2018

Neue Rezensionen zu Wakayama Bokusui

Eine großartige Sammlung

Das Tanka ist die älteste Gedichtform Japans, aus welchem das bekanntere Haiku hervorging. Es besteht in seiner Grundform aus einer Folge von 5-7-5-7-7 Moren, einer Einheit, die nicht mit Silben gleichzusetzen ist. Je nach Sprache besteht eine kurze Silbe aus einer More, eine lange aus zwei oder sogar drei. Ein Tanka fängt den Augenblick ein und hält ihn mit präzisen Worten und Rhythmus fest.

Ein bekannter Großmeister des Tanka ist Wakayama Bokusui (1885-1928), dessen Originalwerk in 15 Bänden – teilweise posthum – erschienen ist. In der vorliegenden Ausgabe „In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter“ wurden von Eduard Klopfenstein über 250 Fünfzeiler ausgewählt und übersetzt. Jedes Tanka ist so genau wie möglich datiert, hin und wieder ist auch der entsprechende Kontext vorangestellt, zum Beispiel eine Reise oder der Tod des Vaters. Zudem wird zu jedem Gedicht die Position innerhalb der großen Werkausgabe angegeben und vereinzelt sogar die originale Kalligrafie des Dichters abgedruckt.

Wakayama Bokusui verfasste die Tanka über sein eigenes Leben, Klopfenstein nennt dies die „Entdeckung des modernen Ich“ (S. 133). Thema sind hauptsächlich Naturbegegnungen durch alle Jahreszeiten mit den unterschiedlichsten Pflanzen, Tieren, Landschaften und natürlich dem Fuji als Motiv. Doch der Dichter spricht auch von der Liebe, zum Beispiel zu seiner (verheirateten) Geliebten Sonoda Saeko, der späteren Trennung und seiner Heirat mit Ōta Kishiko. Seine Tankas handeln auch von tiefen seelischen Krisen, seiner Alkoholabhängigkeit und ständigen Geldsorgen.

Die Tanka wirken ungemein zeitlos, der Zugang zu ihnen gelingt mühelos. Mal transportiert Wakayama Bokusui seine Gefühle beim Anblick der Natur, mal betrachtet er die eigene Person mit Ironie und Humor. Eduard Klopfensteins gelungenes Nachwort liefert den nötigen Kontext und teilt das Werk in fünf Lebensphasen ein. Den Vorwurf der Betroffenheitslyrik weist er zurück, denn der Dichter spricht zwar von sich selbst, reduziert und konzentriert aber seine Aussage durch das Tanka und macht sie so zu einer allgemeingültigen. Eine großartige Sammlung!

Cover des Buches In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter (ISBN: 9783717524526)
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Rezension zu "In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter" von Wakayama Bokusui

TashaWinter
Wie ein Amtemzug

Die Tanka von Wakayama Bokusui lesen ist ein Moment des Innehaltens und Atemholens. Gerade in dieser Zeit, in der schlechte Nachrichten auf einen einprasseln, waren sie ein wichtiger Begleiter für mich. Bokusuis Gedichte haben für mich eine unheimliche Leichtigkeit und Schönheit, erzeugen mit ihren wenigen Worten sofort Bilder im Kopf, die einen begleiten:

Frühlingsdunst-
Verschleierte Mondnacht –
Wir auch
Wandelten dahin gleich Schatten
Abgefallener Blätter

Tanka ist die älteste Gedichtform Japans und der Ursprung des hier in Europa bekannteren Haiku. Bokusuis Gedichte entstanden Anfang des 19. Jahrhunderts. Viele davon auf seinen Wanderungen durch Japan und so scheint es auch, als habe er die Seele des Landes in ihnen eingefangen. Die Starre der Form einerseits und die imaginative Kraft, die durch die Wortwahl entsteht auf der anderen Seite, führen zu einer hohen Einprägsamkeit. Es entstehen eine Reihe von Momentaufnahmen, durch die man Japans Schönheit betrachtet.
In der hübsch gestalteten Ausgabe des Manesse Verlags ist eine Auswahl von Gedichten aus den 15 Bänden enthalten, die von Bokusuis Werken veröffentlich wurden. Einige auch posthum. So kann man ihn auf seinem Lebensweg begleiten. Er gewährt immer wieder Einblick in das, was ihn bewegt. Besonders gut hat es mir gefallen, dass im Anhang auch Informationen über seine Biographie enthalten sind, wiederum mit Verweisen auf die Gedichte. So kann man nachempfinden, was ihn zu welcher Zeit seines Schaffens beschäftigt hat. Wenn euch Tanka Dichtung interessiert, ist dieser Band ein perfekter Einstieg.

Cover des Buches In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter (ISBN: 9783717524526)
S
Schöne Tanka

Dieses Buch ist echt interessant! Es enthält mehrere kleine Tanka-Sammlungen des Autoren, die chronologisch angeordnet sind - die angeschmachtete Geliebte wird irgendwann ersetzt durch die Ehefrau (aber ob's dieselbe Frau ist?! ), im Haus schreit ein Baby, der Autor bewegt sich nicht nur durch idyllische Natur, sondern auch über Straßen, an Häuserfassaden vorbei, durch einen Hafen... Zwischen Erblühen und Sterben ist Raum für ambivalente Beziehungen zu den Eltern und sogar bewusste Distanzierung von ihnen, für zärtliche und einsame Momente inmitten der wachsenden Familie, für harmlose kleine Alltagsfreuden ebenso wie für die hilflose Reflexion des eigenen Alkoholismus... Sehr emotional, leider öfter auch zynisch. Insgesamt viel realistischer, als ich das bisher von japanischer Lyrik gewohnt bin!

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