Eine kleiner Schatz, den ich zufällig antiquarisch fand! Über den Autor, Wallace Hamilton, konnte ich leider via Google nicht viel herausfinden. Obwohl er mit einer Frau verheiratet war und mehrere Kinder hatte, schrieb er anscheinend nur schwule Romane, die, wenn sie von solcher Qualität sind wie "David at Olivet", allesamt eine Neuauflage wert wären.
Hamiltons Ziel bei diesem Buch war es, getrau den biblischen Texten nach die (Liebes-)Geschichte von Saul, David und Jonathan zu erzählen. Er setzt ein, als König David vor seinem wildgewordenen Sohn Absalom aus Jerusalem flieht. Absalom will David stürzen, der seine restlichen Truppen um sich schart und dabei als alter Mann wehmütig der Vergangenheit gedenkt. Seine Liebe als Jugendlicher zu König Saul, dessen Musiker, Schildträger und Liebhaber er wurde, und, als er heranwuchs, seine neue, große Liebe zu Sauls Sohn Jonathan, die erwidert wurde. David und Jonathan, sie hätten immer vereint bleiben wollen, aber dann starben Jonathan und Saul tragisch im Kampf, und nur David blieb zurück, allein mit seinen Erinnerungen.
Der Text funktioniert auf mehreren Ebenen. Zuerst natürlich als Liebesgeschichte, aber auch als Abenteuerroman mit vielen Schlachten und Kämpfen Davids. Dann ist da aber noch der Haupterzählstrang, das Hadern des alten Davids mit der Vergangenheit und seinem Sohn Absalom, der wiederum selbst auch zuweil Fokus des Erzählens und mit seinen Konflikten dargestellt wird.
Die Liebesgeschichte ist episch, die psychlogische Dichte des Romans grandios. Es ist faszinierend, dass es 1979, als der Roman herauskam, bereits so gute schwule Literatur gab. Das Buch ist ein Juwel, das darauf wartet, wiederentdeckt zu werden.