Rezension zu "Die Stunde des Pelikans" von Walter Heinrich
Leben und Sterben eines gläubigen Mannes.
Als sich Maksymilian Kolbe im KZ Auschwitz statt eines anderen Auserwählte der Strafe des Hungertodes für einen Geflüchteten Mithäftling stellt, da erscheint er den Aufsehern und Lagerkommandanten irritierend verdächtig. So etwas hatten sie noch nicht erlebt! Die als Bestrafung gedachte Ausführung des Todesurteils wird plötzlich durch die Freiwilligkeit des Todeskandidaten in Frage gestellt!
In der Hungerzelle sitzt Pater Kolbe unter den Gedemütigten und Gequälten und verbindet sie zu einer Gemeinschaft, der er die Angst nimmt.
Er war schon in früher Jugend ein frommer Mann und folgte beseelt der Aufgabe, eine Gefolgschaft zu gründen, die sich der Verbreitung des Christentums zur Aufgabe machte. Militia Immaculatae, kurz M.I. genannt, soll diese Gesellschaft heißen, der Maksymilian sich mit Hingabe widmet.
Er ist ein gut ausgebildeter Priester, der seine Vorlesungen im Kloster der Fraziskaner in Krakau hält. Nicht alle Mitbrüder sind ihm gewogen. Die Vorgesetzten versuchen, seiner Mission Steine in den Weg zu legen, doch er ist unbeugsam in seinem Durchsetzungswillen. Trotz schwerer Tuberkulosekrankheit, die ihn zu einem zerbrechlichen und schwachen Menschen macht, strebt er unangefochten seinem Ziel nach. Er gründet eine Zeitung und schafft die Voraussetzungen, mit dem das Kloster Niepokalanów als größtes Kloster Europas entstehen sollte. Hier bot er Verfolgten und Juden Zuflucht, die vor den Nazis Schutz suchen. Seine Hilfsbereitschaft hat ihn in das KZ Auschwitz und zuletzt in den Tod geführt.
Walter Heinrich hat diesem modernen Märtyrer und Heiligen ein Denkmal gesetzt, in dem er seine Lebensgeschichte aufgeschrieben hat. Beredt zeigt er einen im besten Sinne des Wortes Heiligen, der seiner inneren Stimme folgt, und Gerechtigkeit und Freiheit, Demut und Marienverehrung predigt. Dass er seine Mitbrüder mit seinem fanatischen Willen teils überzeugte und teils verschreckte, ist gut nachvollziehbar.
Über alle Widerstände hinweg entwickelt sich Pater Kolbe zu einem aufrecht seinen Zielen nachstrebenden Kirchenhirten.
Die Naziherrschaft beendete all_' sein irdisches Streben und beschränkte ihn auf die Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft in der Not. Er wurde als Regimegegner erkannt und in das KZ Auschwitz verbracht, wo er wie alle anderen den Demütigungen, dem Strafbedürfnis der Aufseher und den unmenschlichen Lebensbedingungen mit Schwerstarbeit ausgesetzt war.
In dieser traurigen Biographie führt uns Walter Heinrich noch einmal die Schrecknisse und das Grauen des 20. Jahrhunderts vor Augen. Die bewunderungswürdige Erscheinung des Paters ragt heraus aus dem düsteren Strom der Zeit und zeigt ihn uns als Märtyrer, der seine Mitmenschen bis zu seiner letzten Lebensminute an die Hand nimmt und tröstet.
Maksymilian Kolbe wurde 1982 von Papst Johannes Paul dem II heiliggesprochen.