Bücher, die Poesie mit Fotografie kombinieren, lösen eigene spezielle Fragen zur Interpretation und zu ästhetischen Effekten aus. Der Autor und Hobbyfotograf Walter Mathois nutzt bewusst diese Verbindung. Die Verbindung zwischen Gedicht und Illustration/Foto erfolgt auf der Stimmungsebene oder unterstützt einfach nur einzelne Elemente. Mehrdeutigkeit wird als Thema angenommen, sowohl in den Haikugedichten als auch in der Kombination von Wort und Bild.
ein tulpenfoto
im heftigen wind.
der fotograf wankt / S. 21
Regen
und die Dürre liegt
im Gras / S. 109
spitzlichter –
tautropfen
hängen am blatt / S. 163
Der Leser wird zu einem interpretativen Prozess eingeladen, schlicht – zu assoziativem Lesen. Aber das ist nur ein Fakt. Gute Literatur ist auch durch seinen Grad an Unterhaltung geprägt. Schmunzeleffekte – eine andere Version der Vereinigung von Epper-Witz und Issa – ziehen sich durch das gesamte Werk in deutscher und englischer Sprache.
geburtstagsparty.
nach dem knall steigt niemand aus
der sahnetorte / S. 245
Und immer wieder drängen sich Fragen auf wie: Ist es wahr, dass ein Bild mehr als tausend Worte wert ist? Aber wie viele Bilder sind überhaupt ein Wort wert? Walter Mathois schöpft Bilder mit Worten, die neue Ebenen öffnen und teilweise, von Illustrationen und Fotos unterstützt, dem Leser Raum für eigene Gedanken schaffen. Der Haikudichter wandert nicht bloß im Jahreskreis oder gibt nur Eindrücke von seinem Weg zur Arbeit, sondern spricht genau so stark das Seelenleben an – die Senryu. An dieser Stelle möchte ich den amerikanischen Fotokünstler William Kahn zitieren: poem and photograph / both intent on capturing / the light and shadows.
gedicht und foto
die absicht, licht und schatten
festzuhalten /tr. Heike Gewi
Wen wundert es da, dass die Fotografie "Lyrik des Lichts" genannt wird?
Einmalige, charmante Schnappschüsse