Walter Schübler

 5 Sterne bei 3 Bewertungen
Autor*in von Bibiana Amon, »Komteß Mizzi« und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Walter Schübler, geboren 1963 in Oberösterreich, Publizist mit Schwerpunkt Biografik, lebt in Wien. 2014 erhielt er den Preis der Stadt Wien für Publizistik. Veröffentlichungen u. a.: »Komteß Mizzi. Eine Chronik aus dem Wien um 1900« (2020), »Anton Kuh. Biographie« (2018), »Anton Kuh: Werke« (Hg., 2016), alle bei Wallstein. In der Edition Atelier erschienen zuletzt seine biografische Spurensuche »Bibiana Amon« (2022) und »Vom Essen zwischen den Kriegen« (2024).

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Walter Schübler

Cover des Buches Bibiana Amon (ISBN: 9783990650691)

Bibiana Amon

(1)
Erschienen am 11.05.2022
Cover des Buches »Komteß Mizzi« (ISBN: 9783835336247)

»Komteß Mizzi«

(1)
Erschienen am 02.03.2020
Cover des Buches Werke (ISBN: 9783835316171)

Werke

(1)
Erschienen am 31.10.2016
Cover des Buches Küchen-Revoluzzer (ISBN: 9783990651360)

Küchen-Revoluzzer

(0)
Erscheint am 06.10.2025
Cover des Buches Vom Essen zwischen den Kriegen (ISBN: 9783990651100)

Vom Essen zwischen den Kriegen

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Erschienen am 02.05.2024

Neue Rezensionen zu Walter Schübler

Cover des Buches Bibiana Amon (ISBN: 9783990650691)
Johanna_Bes avatar

Rezension zu "Bibiana Amon" von Walter Schübler

Johanna_Be
Eine faszinierende Frau und Autorin

Faszinierend: die Geschichte der Maria Liliana (Bibiana) Amon (1892-1966) und die Geschichte der Recherche dahinter.

Von ihrem Leben ist wenig bekannt. Sie kam aus kleinen und ärmlichen Verhältnissen und wurde, so mutmaßt der Biograf, in ihrer Kindheit sexuell missbraucht. Noch als Minderjährige  zog sie von Linz, wo sie geboren war, um 1909 nach Wien. Sie schlug sich irgendwie durch, wurde die Geliebte und das Modell Egon Schieles, gebar eine Tochter (nicht von ihm). Das Geld war immer knapp. Sie verdingte sich wohl als Gelegenheitsprostituierte, versuchte sich als Diseuse, verkehrte in Wiener Kaffeehauszirkeln, zunächst im Café Central, später im Café Herrenhof. Als Unterhaltung für den Literaten Peter Altenberg wurde die Achtzehnjährige mit ihm auf eine Reise nach Venedig geschickt. Er empfand sie anscheinend aber eher als Nervensäge.

„Als Altenberg den Versuch machte, den Markusplatz seelisch zu erfassen, unterbrach Bibiana den geheimnisvollen Prozess: ‚Hast net gnua von dem zugigen Hof?‘ Sie wollte beide treffen. Markusplatz und Dichterseele.“

Im Café irritierte sie Literaten und Intellektuelle mit ihrer offenen und unverblümten Art und ihrem Charme. Sie saugte Bildung und revolutionäre Ideen wie die der Psychoanalyse schnell auf. Die Verlobung mit dem Schriftsteller Anton Kuh ging nicht gut.

Franz Werfel, ein Mitglied des Kaffeehausstammtisches, zeichnet in seinem Roman „Barbara oder Die Frömmigkeit“ ein nicht sehr vorteilhaftes Portrait von ihr: Sie habe „unausgesetzt über ihre Verhältnisse gelebt“ und „sei nie im Stande gewesen, zehn Seiten hintereinander zu lesen. Das Kokain half ihr beflügelnd über diese Schwäche hinweg.“

In Berlin befreite sie sich aus toxischen Beziehungen und letztendlich auch vom Kokain. 1936 floh sie nach Paris und veröffentlichte dort einen Roman  („Barrières“) - die abschätzigen Wiener Bekannten ins Unrecht setzend: Der Roman war ein Erfolg. 1966 starb sie.

Walter Schübler mag die Auspolsterung von Biographien zu biographischen Romanen nicht. Stattdessen verwendet er Passagen aus ihrem autofiktionalen Roman und setzt die von ihm recherchierten spärlichen Fakten und Zeugnisse von Zeitgenossen daneben.

Es ist also ein eindrucksvoller Roman aus den 30er Jahren und eine faszinierende Frau zu entdecken. Die besondere Schwierigkeit für Schübler lag darin, dass das deutsche Manuskript des Romans verloren ist. Er musste die für ihn wichtigen Passagen aus dem Französischen rückübersetzen. Die hochinteressante Geschichte des Romans und der Recherche ist im Anhang der Biografie nachzulesen.

Eine besondere Art der Biografik! Empfehlenswert.

Cover des Buches »Komteß Mizzi« (ISBN: 9783835336247)
Bellis-Perenniss avatar

Rezension zu "»Komteß Mizzi«" von Walter Schübler

Bellis-Perennis
Chronik eines Prozesses in Wien um 1900

Im Mai 1908 wird die Leiche der knapp zwanzigjährigen Marie Veith aus dem Donaukanal geborgen. Die junge Frau, die als Comtesse Mizzi, bekannt ist, hat ihrem Leben selbst ein Ende gesetzt. Kurz zuvor ist sie gemeinsam mit ihrem Vater, dem selbst ernannten „römischen Grafen“ wegen Prostitution angezeigt worden.  

Dieses Buch rollt an Hand Maries Tagebuch, diverser Briefe, Kassabücher und Gerichtsprotokollen genau auf, wie sie von ihrem Vater, dem angeblichen Grafen Marcell Veith seit ihrem vierzehnten Lebensjahr „vermögenden Männern“ zugeführt worden ist.  

Wir Leser können die Chronik dieses Prozesses rund um die Tragödie der Marie Veith hier nachlesen. Die vielen im Original wiedergegebenen Aussagen der angeklagten Eltern, die ihre Tochter als Geheimprostituierte arbeiten haben lassen, zeigen ein ziemlich verkommenes Sittenbild der Zeit. Das Wien um 1900 ist eine 2-Millionen-Stadt, in der die Kluft zwischen arm und reich kaum überbrückbar scheint. Zahlreiche Frauen und Mädchen müssen ihren Körper verkaufen, um das Nötigste zum Leben zu erhalten. Umso verwerflicher ist, dass Marcell Veith, der zu faul ist zu arbeiten, seine minderjährige Stieftochter zur Prostitution zwingt. Veith hat nicht mit dem penibel geführten Kassabuch seiner Tochter gerechnet, die nicht nur die Einnahmen (Geldgeschenke diverser Männer aus der besseren Gesellschaft Wiens) sondern auch die Ausgaben aufgelistet hat. Diese Ausgaben umfassen auch persönliche Dinge, die ausschließlich Marcell Veith dienen, wie Wäsche, Schuhe oder Anzüge. Es gilt als erwiesen, dass Marie den Lebensunterhalt der gesamten Familie bestritten hat.  

Der Autor Walter Schüberl hat sich durch Tausende Seiten Gerichtsakten gewühlt und einen komplexen Prozess minutiös wiedergegeben. Der Prozess nimmt eine nicht ganz unerwartete Wendung, als bekannt wird, dass auch hochrangige Mitglieder der Wiener Society sowie der Polizei in den Skandal verstrickt sind. Maries Mutter wird, nachdem sie die Unwissende gespielt hat, freigesprochen. Der Vater zu einer Haftstrafe verurteilt. Nach der Verbüßung seiner Strafe veröffentlicht er die Namen von mehr als 200 „Cavalieren“, von denen seine Tochter Geldgeschenke erhalten hat, in einem Krawallblatt.  

Fazit: 

Ein penibel recherchiertes Buch über einen Skandal, der 1908 Tagesgespräch in Wien war. Gerne gebe ich hier, obwohl das Buch durch die kleine Schrift schwer zu lesen ist, 5 Sterne.

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