Rezension zu "Deckname »Schwabe«. Der Spion, der aus dem Schwarzwald kam" von Walter Wangler
Ein Soziologieprofessor aus Düsseldorf legt seine Biographie vor. Das klingt zunächst staubtrocken. Mit diesem Urteil würde man dem Buch von Walter Wangler aber ganz gewiss nicht gerecht werden.
Zwei Umstände sprechen vor Allem dagegen.
Wangler ist geboren und aufgewachsen in der südwürttembergischen Klein- und Arbeiterstadt Schwenningen. Hier würde man zu Wanglers Zeit (er ist 78) nun gewiss keinen angehenden Soziologieprofessor vermuten. Das dürfte in vergleichbarem Umfeld auch Heute noch eher die Ausnahme sein. Sicher auch aufgrund seines Hintergrundes und der damaligen Zeitumstände studierte Wangler, dessen Eltern überzeugte Kommunisten eitweise in Leipzig. Hier entstand nun ein eher unbedeutend wirkender Kontakt zur Stasi. Wangler wurde angeworben und er unterschrieb auch eine entsprechende Erklärung. Eine echte Spionagetätigkeit entstand daraus jedoch nie. Einerseits mangels wirklich bedeutsamer Kontakte, andererseits, da in Wangler wohl nie ein Agentengen schlummerte. So verging die Zeit und Wanglers Studium. Dies hatte sich mittlerweile nach Wilhelmshaven verlagert. Der ostdeutsche Geheimdienst liess zwar immer wieder von sich hören, zu einem Spitzelbericht Wanglers kam es aber nie.
Der Autor beendete schliesslich sein Studium erfolgreich und nahm seine Lehrtätigkeit an der Universität Düsseldorf auf. Hier holte Wangler dann seine Leipziger Zeit nun doch wieder ein. Er kam diesmal in die Fänge des BND. Dieser vermutete geheimdienstliche Agententätigkeit und verhörte Wangler zunächst ausgiebig. Da er dies bestritt, der BND ihm jedoch nicht glaubte, kam der Autor für einige Wochen in Untersuchungshaft. Dies war naturgemäss eine harte Zeit, zumal als Unbescholtener. Da der BND Wangler jedoch nichts nachweisen konnte, kam er schlussendlich auch wieder frei.
Dies in aller Kürze zum Inhalt des Buches. Man erfährt noch einige biographische Spezialitäten wie z. B. zu Wanglers sportlichen Aktivitäten oder einige Besonderheiten zu seinen Studiums- und Lehrorten, wo er Kontakte zu einigen durchaus exponierten Persönlichkeiten hatte. Dies allerdings in recht unterschiedlicher Intensität.
Ich habe das Buch mit einiger Begeisterung gelesen.
Wanglers Biographie weist eine Vielzahl Besonderheiten auf, die sie eindeutig von einem angenommenen Durchschnitt abheben. Das Buch ist ausgesprochen eingängig geschrieben. Dies ist zu einem nicht unerheblichen Teil Wanglers Herkunft geschuldet, die ihn bodenständig bleiben liess, zudem gewürzt mit einem immer angenehmen Schuss Humorigkeit, selbst in für ihn nicht immer angenehmen Situationen.
Deckname Schwabe sei Jedem wärmstens empfohlen, der sich für besondere Biographien interessiert.
Eine kleine Kuriosität stellt die Art und Weise dar, wie ich auf dieses ja nun nicht die ganz breite publizistische Öffentlichkeit erlangte Buch, aufmerksam geworden bin.
Mein Vater hat es mir nahegelegt. Er ist ein Freund des Autors aus Jugendzeiten. Unser aller Herkunft ist dieses kleine und auch recht unbeutende Städtchen Schwenningen am Neckar.