Rezension zu "Mach endlich, was du willst!" von Walter Zimmermann
Wieder eines von diesen Motivationsbüchern? Ja, aber dieses ist wohltuend anders, weil kurz und knackig und vor allem ehrlich und realistisch. Denn der Autor führt uns sehr schnell auf ein Grunddilemma. Es mag ein Prinzip der Natur sein, dass wir einmal eingeschlagene Pfade nur schwer verlassen können. Sie sind im Gehirn eingebrannt und sparen Energie. Aber sie machen auch träge und verhindern so ein glücklicheres und zufriedeneres Dasein.
Wir nehmen uns sogar vielleicht vor, dass wir unbedingt etwas in unserem Leben ändern sollten, vielleicht mehr Sport treiben, die Arbeitsstelle wechseln oder gar den Partner, weil wir uns nicht mehr wohlfühlen. Aber dann finden wir viele Gründe, warum das alles nicht geht oder beklagen unser Schicksal. Der Autor nennt das "Opfer-Googeln", weil wir uns bewusst oder unbewusst zu Opfern von Umständen machen, die wir angeblich nicht verändern können.
Doch wenn man ehrlich mit sich ist, dann weiß man, dass man sich etwas vormacht. An dieser Stelle, an der noch Hoffnung auf Besserung besteht, setzt der Autor an. Ihm geht es darum, die grundsätzliche Geisteshaltung, die hinter dem Opfer-Modus steht, zu ändern. Wir müssen nicht über glühende Kohlen laufen oder auf Tische springen und uns wie unsere tierischen Vorfahren benehmen, sondern unsere Haltung zu uns selbst verändern.
Man kann sich selbst nicht ausweichen und merkt dies ganz schnell durch Unbehagen, wenn einem die eigene Lage auf die Nerven geht. Und wenn man dann trotz aller angeblichen Sachzwänge oder anderer Hindernisse eine bewusste Entscheidung trifft, um etwas anders zu machen, stellen sich plötzlich gute Gefühle ein, und es offenbaren sich auf einmal Gestaltungsspielräume.
Der Autor schreibt: "Das Problem ist häufig nicht, dass wir keine Lösung im Kopf haben, sondern dass durch die falsche Frage das Finden von Lösungen von vorneherein ausgeschlossen wird." In diesem Sinne hat er sich das Ziel gesetzt, seinen Lesern den Weg aus dem Opfermodus in den Gestaltermodus aufzuzeigen.
Nach einer Einleitung, die das Grundproblem bereits kurz und präzise schildert, folgen drei Kapitel, die Situationen beschreiben, in denen wir sehr schnell in bewährter Weise in den Opfermodus schlüpfen und damit nicht glücklich werden. Anschließend geht der Autor dazu über, uns eine andere Denkweise näher zu bringen, die nicht fragt, warum etwas nicht geht, sondern nach Lösungen für Veränderungen sucht. Er entwickelt dazu sechs Strategien und zeigt zahlreiche Tricks und Methoden auf.
Motivationsbücher besitzen gelegentlich einen hohen Unterhaltungswert, weil sie ungewollt komisch sind. Doch dieses fällt aus dem gewöhnlichen Rahmen, weil der Autor genau die Stelle diskutiert, an der sich entscheidet, ob wir aktiv oder passiv mit unserem Leben umgehen. Es ist weder eines dieser "Ruck-Bücher", noch verspricht es, dass alles möglich wäre, wenn wir nur wollten. Vielmehr führt uns Zimmermann genau vor Augen, was wir eigentlich im Inneren selbst wissen. Wenn andere uns das sagen. wirkt es jedoch motivierender.
Wir kennen unsere Ausreden und wissen, dass es solche sind. Wir wissen aber oft nicht, wie wir aus dieser bequemen, aber letztlich unglücklich machenden Sackgasse entweichen können. Zimmermanns Buch bietet dabei Hilfe an. Ohne albern und aufgesetzt zu sein. Der Text ist angenehm lesbar, auch weil er genau die Dinge beim Namen nennt, um die es wirklich geht. Gelegentlicher Sarkasmus bei der Beschreibung von vermeintlichen Sachzwängen erheitert nicht nur, sondern bringt auch Salz in unsere inneren Wunden. Und manchmal fördern Schmerzen das Umdenken.