Rezension zu Kalte Seele, dunkles Herz von Wendy Walker
Glaub nicht immer das, was du glauben willst
von TouchTheSky
Kurzmeinung: Eine fesselnde Geschichte darüber, wie eine psychische Krankheit eine ganze Familie zerstören kann und einen an sich selbst zweifeln lässt.
Rezension
TouchTheSkyvor 7 Jahren
Inhalt:
"'Ich stand frierend im Wald, von Furcht erfüllt zu scheitern. Es stand so viel auf dem Spiel. Sie mussten mir meine Geschichte glauben. Sie mussten Emma finden. Und um Emma zu finden, mussten sie nach ihr suchen. Es hing allein von mir ab, ob meine Schwester gefunden wurde.' Früh an einem Sonntagmorgen im Juli ist Cassandra – Cass – Tanner plötzlich wieder da. Sie steht auf der Türschwelle ihres Elternhauses und sagt immer wieder „Findet Emma!“ Drei Jahre zuvor waren die 15-jährige Cass und ihre zwei Jahre ältere Schwester Emma spurlos aus der Kleinstadt in Connecticut verschwunden. Niemand konnte sich erklären, was passiert war. Es gab keine Hinweise, keine Zeugen, nur Emmas Auto am Strand, daneben ihre Schuhe, die Autoschlüssel und ihr Portemonnaie auf dem Sitz. Die Ermittlungen liefen ins Leere, Emma und Cass blieben vermisst. Nur die forensische FBI-Psychologin Dr. Abby Winter hatte schnell eine Theorie zu diesem ungewöhnlichen Fall, eine Theorie, die nur zu schmerzlich mit ihrer eigenen Kindheit und Jugend in Verbindung steht. Aber niemand glaubte an ihre Sicht der Dinge. Jetzt erzählt Cassandra, was Emma und ihr widerfahren ist. Je mehr sie preisgibt, desto klarer erkennt Abby, dass etwas an Cass‘ Geschichte nicht stimmen kann. Und dass sie selbst die ganze Zeit über recht hatte: Cassandra und Emma sind in keiner „normalen“ Familie groß geworden. Ihr Leben schien nach außen unbeschwert, war aber im Inneren eine psychische Hölle. Perfekte Täuschung, unbarmherzige Manipulation. Die Dämonen der Kindheit lauern noch immer im Elternhaus der Tanner-Schwestern. Abby wird diese Dämonen ans Licht zerren müssen, um eines zu verstehen: Warum ist Cass zurückgekehrt? Und wo werden sie Emma finden?"
Meine Meinung:
Anfangs muss ich sagen, wie cool dieses Cover einfach ist: durch diesen schillernden Regenbogeneffekt ist es ein echter Eyecatcher und zieht damit im Bücherregal sofort die Aufmerksamkeit auf sich. Auch der Titel ist sehr ansprechend und verspricht eine spannende und fesselnde Story. Ich muss jedoch sagen, dass das angepriesene Genre "Roman" ein wenig irreführend ist, denn für mich war es eher ein leichter Psychothriller als das.Nun jedoch zum Buch selbst. Man wird sofort in das Geschehen hineingeworfen, ohne jegliche Erklärung und alles, was hier jedoch nicht schlimm war. Man findet sich eigentlich gut in die Geschichte hinein und durch diesen plötzlichen Einstieg ist der Spannungsbogen sofort weit oben. Allgemein ist die Geschichte wirklich spannend, auch dadurch, dass sie in einem relativ kurzen Zeitraum von einer Woche spielt und somit weit ausgeholt werden kann, um viele kleine, wichtige Details und Schlüsselszenen einzubauen. Gerade diese Details waren sehr wichtig für das Thema, was in diesem Buch behandelt wird: Narzissmus. Man erfährt sehr viel über diese relativ unbekannte mentale Krankheit, wie sie die betroffene Person, ihre Mitmenschen und ihr Umfeld beeinflusst.Die Autorin geht sehr gut mit diesem ernsten Thema um und vermittelt einem das Gefühl wie es ist, mit Narzissmus konfrontiert zu werden; die zerstörerische Kraft, die Unsicherheit, die schweren psychischen Schwankungen - all das erlebt man in diesem Buch mit. Es gibt sehr viele unvorhersehbare Plottwists, die den Spannungsbogen des Buches fast immer aufrecht halten und einen praktisch dazu zwingen, weiter zu lesen, denn man will nach jedem Kapitel erfahren, wie es mit Cass und ihrer Familie weitergeht. Leider geht diese Spannung durch viele undurchsichtige Rückblenden teilweise verloren, die zwar zur Geschichte beitragen, aber einen aus dem Lesefluss ein bisschen rausreißen. Dazu gibt es reichlich Wiederholungen bestimmter Sachverhalte und Monologe, vor allem bei Cass, die die Geschichte mMn oftmals ein bisschen in die Länge ziehen und wo ich mir dachte: "Okay, ich hab's verstanden, werd' langsam mal fertig", was ich sehr schade finde. Ein Grund dafür waren auch der zwar sehr poetische, dafür aber auch sehr ausschweifende Schreibstil der Autorin, der zu solchen Längen geführt hat - jedes Gefühl, jeder Satz wurde bis ins kleinste Detail auseinander genommen und analysiert.Die Charaktere in diesem Buch waren trotz weit schweifender Beschreibungen der inneren Vorgänge und Gedanken relativ flach und eintönig, wodurch der Narzissmus alles andere überschattet. Man erlebt, wie er die ganze Familie von Cass beeinflusst und zerstört. Man fiebert mit den Charakteren mit, aber gleichzeitig auch wieder nicht. Über manche, wie zum Beispiel Abby Winter oder Cass' Mutter, möchte man unbedingt mehr erfahren und mehr über ihre Vergangenheit wissen, andere sind einem relativ egal, wie Cass' Stiefvater oder ihr leiblicher Vater.Die Auflösung des Buches war für mich sehr überraschend und unvorhersehbar, dafür aber sehr gut gemacht. Das Ende ist relativ logisch und fast alle losen Enden finden sich zusammen. Beinahe alle Fragen werden beantwortet, nur wenig bleibt offen, was sehr für das Buch spricht.
Fazit:
Ein packender Psychothriller, der sich der Herausforderung stellt und die mentale Krankheit Narzissmus sehr genau behandelt. Man erlebt überzeugend die Zerstörung einer ohnehin schon kaputten Familie, die einen in den Bann zieht und einen daran erinnert, wie fragil die menschliche Seele sein kann. Sie lässt einen an der Wirklichkeit zweifeln und erinnert einen, nicht immer das zu glauben, was wir wollen.4 von 5 Sternen.
"'Ich stand frierend im Wald, von Furcht erfüllt zu scheitern. Es stand so viel auf dem Spiel. Sie mussten mir meine Geschichte glauben. Sie mussten Emma finden. Und um Emma zu finden, mussten sie nach ihr suchen. Es hing allein von mir ab, ob meine Schwester gefunden wurde.' Früh an einem Sonntagmorgen im Juli ist Cassandra – Cass – Tanner plötzlich wieder da. Sie steht auf der Türschwelle ihres Elternhauses und sagt immer wieder „Findet Emma!“ Drei Jahre zuvor waren die 15-jährige Cass und ihre zwei Jahre ältere Schwester Emma spurlos aus der Kleinstadt in Connecticut verschwunden. Niemand konnte sich erklären, was passiert war. Es gab keine Hinweise, keine Zeugen, nur Emmas Auto am Strand, daneben ihre Schuhe, die Autoschlüssel und ihr Portemonnaie auf dem Sitz. Die Ermittlungen liefen ins Leere, Emma und Cass blieben vermisst. Nur die forensische FBI-Psychologin Dr. Abby Winter hatte schnell eine Theorie zu diesem ungewöhnlichen Fall, eine Theorie, die nur zu schmerzlich mit ihrer eigenen Kindheit und Jugend in Verbindung steht. Aber niemand glaubte an ihre Sicht der Dinge. Jetzt erzählt Cassandra, was Emma und ihr widerfahren ist. Je mehr sie preisgibt, desto klarer erkennt Abby, dass etwas an Cass‘ Geschichte nicht stimmen kann. Und dass sie selbst die ganze Zeit über recht hatte: Cassandra und Emma sind in keiner „normalen“ Familie groß geworden. Ihr Leben schien nach außen unbeschwert, war aber im Inneren eine psychische Hölle. Perfekte Täuschung, unbarmherzige Manipulation. Die Dämonen der Kindheit lauern noch immer im Elternhaus der Tanner-Schwestern. Abby wird diese Dämonen ans Licht zerren müssen, um eines zu verstehen: Warum ist Cass zurückgekehrt? Und wo werden sie Emma finden?"
Meine Meinung:
Anfangs muss ich sagen, wie cool dieses Cover einfach ist: durch diesen schillernden Regenbogeneffekt ist es ein echter Eyecatcher und zieht damit im Bücherregal sofort die Aufmerksamkeit auf sich. Auch der Titel ist sehr ansprechend und verspricht eine spannende und fesselnde Story. Ich muss jedoch sagen, dass das angepriesene Genre "Roman" ein wenig irreführend ist, denn für mich war es eher ein leichter Psychothriller als das.Nun jedoch zum Buch selbst. Man wird sofort in das Geschehen hineingeworfen, ohne jegliche Erklärung und alles, was hier jedoch nicht schlimm war. Man findet sich eigentlich gut in die Geschichte hinein und durch diesen plötzlichen Einstieg ist der Spannungsbogen sofort weit oben. Allgemein ist die Geschichte wirklich spannend, auch dadurch, dass sie in einem relativ kurzen Zeitraum von einer Woche spielt und somit weit ausgeholt werden kann, um viele kleine, wichtige Details und Schlüsselszenen einzubauen. Gerade diese Details waren sehr wichtig für das Thema, was in diesem Buch behandelt wird: Narzissmus. Man erfährt sehr viel über diese relativ unbekannte mentale Krankheit, wie sie die betroffene Person, ihre Mitmenschen und ihr Umfeld beeinflusst.Die Autorin geht sehr gut mit diesem ernsten Thema um und vermittelt einem das Gefühl wie es ist, mit Narzissmus konfrontiert zu werden; die zerstörerische Kraft, die Unsicherheit, die schweren psychischen Schwankungen - all das erlebt man in diesem Buch mit. Es gibt sehr viele unvorhersehbare Plottwists, die den Spannungsbogen des Buches fast immer aufrecht halten und einen praktisch dazu zwingen, weiter zu lesen, denn man will nach jedem Kapitel erfahren, wie es mit Cass und ihrer Familie weitergeht. Leider geht diese Spannung durch viele undurchsichtige Rückblenden teilweise verloren, die zwar zur Geschichte beitragen, aber einen aus dem Lesefluss ein bisschen rausreißen. Dazu gibt es reichlich Wiederholungen bestimmter Sachverhalte und Monologe, vor allem bei Cass, die die Geschichte mMn oftmals ein bisschen in die Länge ziehen und wo ich mir dachte: "Okay, ich hab's verstanden, werd' langsam mal fertig", was ich sehr schade finde. Ein Grund dafür waren auch der zwar sehr poetische, dafür aber auch sehr ausschweifende Schreibstil der Autorin, der zu solchen Längen geführt hat - jedes Gefühl, jeder Satz wurde bis ins kleinste Detail auseinander genommen und analysiert.Die Charaktere in diesem Buch waren trotz weit schweifender Beschreibungen der inneren Vorgänge und Gedanken relativ flach und eintönig, wodurch der Narzissmus alles andere überschattet. Man erlebt, wie er die ganze Familie von Cass beeinflusst und zerstört. Man fiebert mit den Charakteren mit, aber gleichzeitig auch wieder nicht. Über manche, wie zum Beispiel Abby Winter oder Cass' Mutter, möchte man unbedingt mehr erfahren und mehr über ihre Vergangenheit wissen, andere sind einem relativ egal, wie Cass' Stiefvater oder ihr leiblicher Vater.Die Auflösung des Buches war für mich sehr überraschend und unvorhersehbar, dafür aber sehr gut gemacht. Das Ende ist relativ logisch und fast alle losen Enden finden sich zusammen. Beinahe alle Fragen werden beantwortet, nur wenig bleibt offen, was sehr für das Buch spricht.
Fazit:
Ein packender Psychothriller, der sich der Herausforderung stellt und die mentale Krankheit Narzissmus sehr genau behandelt. Man erlebt überzeugend die Zerstörung einer ohnehin schon kaputten Familie, die einen in den Bann zieht und einen daran erinnert, wie fragil die menschliche Seele sein kann. Sie lässt einen an der Wirklichkeit zweifeln und erinnert einen, nicht immer das zu glauben, was wir wollen.4 von 5 Sternen.