In der aktuellen Folge unseres Podcasts besprechen wir "Hadschi Murat". Hört doch mal rein!
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Achtung, Spoiler!
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Der Dichter Fabeck muss sich von seiner Freundin Christine wegen einer Reise verabschieden und die beiden gehen am letzten Abend zu „ihrem“ Hügel, wo Fabeck seiner Freundin die Geschichte vom spanischen Rosenstock erzählt. Es ist die Geschichte von Octavia und Lysander, von ihrer Liebe, die standesgemäß nicht publik werden darf, vom Abschied zur Bewährung und von der Kraft der Symbolik dieses spanischen Rosenstocks.
Werner Bergengruen hat in dieser 50seitigen Novelle alles über diese Liebe erzählt, die den Menschen mit Gewissheit überzieht und für die er bereit ist, selbst schwere Bewährungsproben auf sich zu nehmen. Fast erwartet man den Verlauf, er scheint keine Überraschung zu bergen, doch dem Autor gelingt ist, die feinsten Nuancen zu betonen und dem eigentlich Erwarteten eine Spannung zu verleihen, die darin gründet, ob die Geschichte wirklich so verläuft, wie sie offensichtlich zu verlaufen hat. Er schreibt in angemessenem Tempo, betont die wichtigen Passagen mit treffenden Dialogen und hat, trotz des kleinen Umfangs, noch genug Raum, um seine verbalen Bilder zu malen.
Eine kleine, meisterhaft verfasste Novelle, die den Leser so zurücklässt, wie sich der Autor das vorgenommen hat: Zufrieden, dass der Weg von Octavia und Lysander so verlaufen ist, dass auch für die Liebenden Fabeck und Lysander ähnliches zu erwarten ist und mit ein paar Momenten des inneren Rückzugs, in dem er/sie sich mit der eigenen Gefühlswelt beschäftigen kann. Ein kleines Buch voller Sensibilität.
Riga: Dem Ratsherren Tidemann Gripen kommen Gerüchte zu Ohren, seine Frau Barbara habe ihn in seiner Abwesenheit mit dem Kollegen Schwenkhusen betrogen. Barbara verneint, Schwenkhusen zieht darauf in die Schlacht, das Ärgernis beginnt sich zu legen, jedoch erreicht wenig später seine Todesnachricht die Stadt. Barbara soll sich nun nachträglich der Feuerprobe, einem archaischen Gerichtsritual unterziehen. Spricht sie die Wahrheit, so wird die göttliche Gnade sie vor der Brandwunde durch ein aufgelegtes heißes Eisen bewahren. Sie bleibt unversehrt, das Volk bejubelt sie, die Ehre ist wiederhergestellt und die Familie ist angesehen wie nie zuvor. Doch in Barbara beginnt der Übermut zu keimen; und dann taucht plötzlich Schwenkhusen wieder auf...
Bergengruens Novelle aus dem Jahr 1933 liest sich so spannend wie flüssig und wird vor allem sprachbegeisterten Lesern gefallen. Bemerkenswert ist außerdem das autobiographische Nachwort des Autors, dem der folgende Gedanke entnommen ist:
“Manche Menschen haben die Sitte, jeden Gesprächspartner ausschließlich von ihren eigenen Angelegenheiten zu unterhalten. Dies gilt nicht als ein Merkmal vorbildlicher Erziehung, ist aber ungemein verbreitet. Leute solcher Art muß man getrost reden lassen; tut man es ohne Unterbrechungsversuch, so erklären sie hernach von ihrem Zuhörer: “Mit dem Menschen kann man sich ausgezeichnet unterhalten.” So wohlfeil also gelangt man in den Ruf eines geistvollen Gesellschafters.”
Werner Bergengruen wurde am 16. September 1892 in Riga (Livland) (Lettland) geboren.
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