Gehört habe ich diese Kurzgeschichte, weil Bergengruen als Deutschbalte mit meinem Reiseziel Estland zu tun hat. Als Literat hatte er aber seine Zeit des Ruhms in den 1950er Jahren, in deren muffigsten Teil diese Liebesgeschichte aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts gehört. Es geht um Zwillinge, die in einer altehrwürdigen deutschen Universität studieren, und die sich aus dem Zwillingsein ergebenden Verwirrungen für ihre Verehrer. Aus heutiger Sicht sind Inhalt und Ton der Geschichte in ihrer Betulichkeit mehr als befremdlich. Eine nicht mehr zeitgemäße Geschichte.
Werner Bergengruen
Lebenslauf
Alle Bücher von Werner Bergengruen
Der Großtyrann und das Gericht
Die Feuerprobe
Der spanische Rosenstock
Die drei Falken
Das Buch Rodenstein
Baltische Geschichten
Der Tod von Reval
Das Hornunger Heimweh
Neue Rezensionen zu Werner Bergengruen
In der aktuellen Folge unseres Podcasts besprechen wir "Hadschi Murat". Hört doch mal rein!
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Achtung, Spoiler!
Der Dichter Fabeck muss sich von seiner Freundin Christine wegen einer Reise verabschieden und die beiden gehen am letzten Abend zu „ihrem“ Hügel, wo Fabeck seiner Freundin die Geschichte vom spanischen Rosenstock erzählt. Es ist die Geschichte von Octavia und Lysander, von ihrer Liebe, die standesgemäß nicht publik werden darf, vom Abschied zur Bewährung und von der Kraft der Symbolik dieses spanischen Rosenstocks.
Werner Bergengruen hat in dieser 50seitigen Novelle alles über diese Liebe erzählt, die den Menschen mit Gewissheit überzieht und für die er bereit ist, selbst schwere Bewährungsproben auf sich zu nehmen. Fast erwartet man den Verlauf, er scheint keine Überraschung zu bergen, doch dem Autor gelingt ist, die feinsten Nuancen zu betonen und dem eigentlich Erwarteten eine Spannung zu verleihen, die darin gründet, ob die Geschichte wirklich so verläuft, wie sie offensichtlich zu verlaufen hat. Er schreibt in angemessenem Tempo, betont die wichtigen Passagen mit treffenden Dialogen und hat, trotz des kleinen Umfangs, noch genug Raum, um seine verbalen Bilder zu malen.
Eine kleine, meisterhaft verfasste Novelle, die den Leser so zurücklässt, wie sich der Autor das vorgenommen hat: Zufrieden, dass der Weg von Octavia und Lysander so verlaufen ist, dass auch für die Liebenden Fabeck und Lysander ähnliches zu erwarten ist und mit ein paar Momenten des inneren Rückzugs, in dem er/sie sich mit der eigenen Gefühlswelt beschäftigen kann. Ein kleines Buch voller Sensibilität.
Gespräche aus der Community
Zusätzliche Informationen
Werner Bergengruen wurde am 16. September 1892 in Riga (Livland) (Lettland) geboren.
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