Rezension zu Die Feuerprobe von Werner Bergengruen
Rezension zu "Die Feuerprobe" von Werner Bergengruen
von LtdKoerschgen
Rezension
LtdKoerschgenvor 13 Jahren
Riga: Dem Ratsherren Tidemann Gripen kommen Gerüchte zu Ohren, seine Frau Barbara habe ihn in seiner Abwesenheit mit dem Kollegen Schwenkhusen betrogen. Barbara verneint, Schwenkhusen zieht darauf in die Schlacht, das Ärgernis beginnt sich zu legen, jedoch erreicht wenig später seine Todesnachricht die Stadt. Barbara soll sich nun nachträglich der Feuerprobe, einem archaischen Gerichtsritual unterziehen. Spricht sie die Wahrheit, so wird die göttliche Gnade sie vor der Brandwunde durch ein aufgelegtes heißes Eisen bewahren. Sie bleibt unversehrt, das Volk bejubelt sie, die Ehre ist wiederhergestellt und die Familie ist angesehen wie nie zuvor. Doch in Barbara beginnt der Übermut zu keimen; und dann taucht plötzlich Schwenkhusen wieder auf... Bergengruens Novelle aus dem Jahr 1933 liest sich so spannend wie flüssig und wird vor allem sprachbegeisterten Lesern gefallen. Bemerkenswert ist außerdem das autobiographische Nachwort des Autors, dem der folgende Gedanke entnommen ist: “Manche Menschen haben die Sitte, jeden Gesprächspartner ausschließlich von ihren eigenen Angelegenheiten zu unterhalten. Dies gilt nicht als ein Merkmal vorbildlicher Erziehung, ist aber ungemein verbreitet. Leute solcher Art muß man getrost reden lassen; tut man es ohne Unterbrechungsversuch, so erklären sie hernach von ihrem Zuhörer: “Mit dem Menschen kann man sich ausgezeichnet unterhalten.” So wohlfeil also gelangt man in den Ruf eines geistvollen Gesellschafters.”