Bin bin ein wenig hin- und hergerissen. Da schreibt ein Deutscher über die größte Gruppe der Ausländer in Deutschland und versucht dadurch die Schwellenängste und Vorurteile zu mildern.
Werner Felten war acht Jahre lang Geschäftsführer und Programmdirektor eines türkischen Radiosenders in Berlin unter ausschließlich türkischen Mitarbeitern, hatte also tagtäglich Umgang mit der 'zweitgrößten Randgruppe' (neben den Ostdeutschen) in Deutschland, wie er es nennt. Ob in das ausreichend qualifiziert, über das Thema auslassend zu schreiben? Er wundert sich ja selber, dass er nach dem 11.9. zum gefragten Interviewpartner und in Gremien zur Ausländerintegration einberufen wurde.
Zentrales Thema ist natürlich der Islam. Die meisten Türken sind Moslem. Wobei es natürlich dabei auch ganz unterschiedliche Ausprägungen gibt und seiner gewisser Teil säkularisiert ist, wie eben viele Menschen mit christlicher Glaubenszugehörigkeit auch. Doch der Islam wird seit geraumer Zeit als Reizthema in den Medien betrachtet. Es wird der Verdacht geäußert, dass er nicht zu einer demokratischen Gesellschaftsform passe oder zur Emanzipation der Frau. Als Türke gerät man in Deutschland so rasch in die Position, sich rechtfertigen zu müssen, für etwas, hinter dem man unter Umständen selber gar nicht so steht.
Wenn man nicht gänzlich unbedarft ist zum Thema, betet Felten einiges Altbekanntes nach. Er leistet jedoch auch ein wenig Aufklärungsarbeit, wenn es darum geht, was eigentlich Kemalisten sind oder weshalb türkische Lasen blonde Haare und blaue Augen haben.
Der Autor macht teilweise aber selber, was er anderen vorwirft: er verallgemeinert und schert manches über einen Kamm. Ich weiß nicht, ob diesbezüglich der Zweck die Mittel heiligt.
Für mich völlig überflüssig sind die dicker gedruckten Einschübe in den Fließtext; reine Wiederholungen und nicht als Gliederungshilfe geeignet.
Fazit: Ich bin halt hin- und hergerissen und bleibe bei 3 Sternen hängen.