Informative, aber sehr konservative Einführung
Nach Ansicht des Autors würden heute selbst Theologen dazu neigen, die Bibel als Sammlung phantastischer Geschichten zu sehen, die man so jedoch nicht ins richtige Leben übertragen könne. Dass das, was darin beschrieben wird, passiert sein könnte, wird entsprechend nicht für glaubwürdig gehalten.
Werner Harke sieht das anders und will in diesem Buch darlegen, woran man festmachen könne, dass in der Bibel wirklich geschehene Ereignisse beschrieben werden. Vorher bekommt man kurze Abhandlungen darüber, wie es heute mit Bibel und Theologie aussieht und in welcher Glaubensrichtung eher der real existierende Gott zu finden ist. Außerdem setzt Harke sich mit manchen kontemporären Theorien auseinander, um deren Widersprüche zu belegen.
Das Buch weckte mein Interesse, weil ich die Bibel an sich nicht uninteressant finde - sie war für mich immer eine Sammlung an interessanten Geschichten, die z.B. Dinge wie Moral oder auch frühgeschichtliche Dinge vermitteln, ohne dass ich aber zwingend daran glauben würde, dass vieles davon wirklich passiert ist. Andererseits: So ein altes Buch muss ja orgentlich von seinen Zeitgenossen und realen Ereignissen beeinflusst worden sein, weshalb man es sich sehr leicht machen würde, alles ins Reich der Phantasie zu schieben.
Entsprechend reizte mich an diesem Buch vor allem die Analyse diverser Bibelstellen, an denen Harke festmachen wollte, ob nun ein Ereignis der Wahrheit zuzuschreiben ist. Diese Teile haben mir auch gut gefallen und ich denke, dass ich ein paar neue Dinge gelernt habe, bei anderen wurde mein Interesse geweckt, da noch etwas weiterzuforschen.
Andere Teile des Buches waren mir jedoch zu sehr auf eine einzige Meinung festgefahren: Den einen Gott gibt es natürlich nur ein einer einzigen Religion, und ja, alles, was in der Bibel steht, ist bis aufs Wort wahr. Moral gibt es sowieso nur für Christen und ohne würde die Gesellschaft im Chaos leben. Na, ja. Das war mir irgendwie oft etwas zuviel und ich finde es spontan sinnvoller, sich vor allem das aus der Bibel herauszupicken, das einen persönlich anspricht und nützlich erscheint. Schriftauslegung aufs Wort genau ist mir irgendwie nicht so geheuer und bietet auch wenig Freiheit, seinen Glauben so zu leben, wie man will.
Aber gut - das ist Harkes Meinung. Dass er trotzdem keinen Mittelweg bietet, fand ich etwas schade. Insgesamt denke ich, dass das Buch eher ein Werk ist, das dazu dient, bereits Gläubige in ihrem Glauben zu bekräftigen, als Leute, die nicht glauben, zu überzeugen. Irgendwie aber auch nicht verwunderlich für ein Einführungswerk.
Dadurch, dass es sich hierbei um ein Einführungswerk handelt, ist manches auch etwas plakativ oder oberflächlich und Quellenangaben sucht man oft vergeblich, was es schwieriger macht, sich weitergehend zu informieren (oder zu überprüfen, wie gut hier gearbeitet wurde).
Insgesamt gesehen würde ich das Buch noch einmal lesen und fand es überwiegend interessant, andererseits ist das Buch schwierig, weil der Autor wenig Platz für Abweichendes lässt und manches sehr schnell abhandelt. Die Bibelstellen-Analysen waren hier mein Favorit.