Rezension zu "Jeder für sich und Gott gegen alle" von Werner Herzog
Als ich Werner Herzogs Verfilmung der Kaspar-Hauser-Geschichte „Jeder für sich und Gott gegen alle“ 1974 oder 75 zum ersten Mal sah, war ich eine junge Frau. Das liegt lange zurück. Aber die starken Empfindungen, die der Film damals bei mir hervorgerufen hat, kann ich noch heute ansatzweise spüren. Nie bin ich seitdem nach einem Film dieses Regisseurs unberührt aus einem Kinosaal gegangen. Jeder einzelne von Herzogs Filmen war für mich besonders und auf seine Weise beeindruckend.
Nun, nachdem ich die Memoiren von ihm gelesen habe, wird mir einfach nur bestätigt, dass da ein außergewöhnlicher Mann am Werk war. Ein Mann, der wirklich etwas zu erzählen hat, was ihn von so vielen anderen unterscheidet, die ihre publizierten Autobiografien für einen bedeutsamen Beitrag halten, aber am Ende nur ihre Eitelkeiten bedienen und dabei ihren Bekanntheitsgrad nutzen. Aber das nur am Rande.
Was dieses Buch betrifft, so kann ich es jedem empfehlen, der sich von Herzogs Lebenswerk so hat beeindrucken lassen wie ich. Da erzählt ein kluger, humorvoller, weitsichtiger und wohl auch ein klein bisschen verrückter Mann von allem, was sein Leben bisher ausgemacht hat, von schicksalhaften Momenten und seinem Blick auf die Welt. Nicht unbedingt mit klar strukturiertem Aufbau, aber immer spannend.