Rezension zu "Gesammelte Werke in vier Bänden. Lyrik, Prosa, Schauspiele" von Else Lasker-Schüler
"Ich und Ich" ist ein wunderschöner Sammelband der meist unveröffentlichen Werken der Dichterin aus ihrem Nachlass.
Else Lasker-Schüler, meiner Meinung nach eine der wichtigsten Lyrikerinnen Deutschlands, war in Deutschland lange vergessen. Sie starb völlig verarmt 1945 in Jerusalem und ist auch dort bestattet.
Seit einigen Jahre wird sie wieder entdeckt, dies nahm der Suhrkamp Verlag zum Anlass eine vierbändige Werksausgabe herauszugeben. Dieser Band ist der vierte und letzte Band der Werksausgabe.
Man findet in diesem Band vor allem unbekannte Texte, Fragmente von Gedichten, Briefe und Auszüge aus dem unveröffentlichen Stück "Ich und Ich".
Was kann ich über das Geschriebene von Else Lasker-Schüler sagen. Viele ihre Gedichte treffen mich mitten ins Herz. Sie kennt die Worte, die mir so oft fehlen. Ihre Worte sind oft wie gemalte Bildnisse. Ihre Worte schweben wie Farben.
Werner Kraft, der mit Else Lasker-Schüler noch kurz vor ihrem Tod Gespräche geführt hat und sich intensiv mit ihrem Nachlass und ihrem Werk auseinandergesetzt hat sagte einmal von ihr:
Ich stand der rätselhaften Frau persönlich nahe, ich habe viele Gespräche mit ihr geführt, habe sie in Momenten der Schwäche und in Momenten der Einzigkeit gesehen, und ich wurde zeitweise mit magischer Kraft in ihren Bann gezogen.
Wenn eines ihrer Lieblingsworte "verzaubert" war für das Wesen des vollkommenen Gedichts, so will es mir scheinen, dass ich manchmal durch sie selbst verzaubert wurde, verzaubert in eine Welt der Phantasie, der sich zu entziehen schwer, ja fast unmöglich war.
Als Else Lasker-Schüler starb, sprach ein Rabbiner bei ihrem Begräbnis mein Lieblingsgedicht von ihr:
Ich weiß, dass ich bald sterben muss,
es blühen doch alle Bäume
nach lang ersehntem Juligruß -
Fahl werden meine Träume-
Eine Blume brichst du mir zum Gruß-