Rezension zu "Auf der Hohen Warte" von Werner Rosenberger
Geografisch ist die Hohe Warte ein letzter Ausläufer des Wienerwaldes und liegt im 19. Wiener Gemeindebezirk Döbling.
Den meisten Wienern ist die Hohe Warte wegen der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) , die vor Kurzem in Geosphere Austria unbenannt worden ist und den täglichen amtlichen Wetterbericht liefert, ein Begriff.
Fußballfans kennen und lieben die Naturarena des Hohe-Warte-Stadions des allerersten Wiener Fußballklubs Vienna.
Die Hohe Warte ist weiters, ähnlich wie das Wiener Cottage-Viertel, der Inbegriff der feudalen Villen, auch wenn vom Glanz des 19. Jahrhunderts nur mehr wenig übrig geblieben ist. Das Wiener Großbürgertum ließ sich von renommierten Architekten wie Josef Hoffmann und Heinrich von Ferstel zahlreiche Villen errichten. Zu den bekanntesten Namen zählen Carl Moll, Kolomann Moser, Alma Mahler-Werfel oder die Familie der Ankerbrotfabrik-Gründer Heinrich und Fritz Mendl.
Während der NS-Zeit wurden die meist jüdischen Eigentümer enteignet, vertrieben und ermordet. Zahlreiche NS-Bonzen lebten anschließend in den requirierten Gebäuden. Das Bombardement des Zweiten Weltkriegs hat zahlreiche Villen zerstört, andere sind späteren Immobilienhaien zum Opfer gefallen.
Meine Meinung:
Werner Rosenberg nimmt seine Leser auf einen Erkundungsspaziergang auf eine teilweise vergessene Welt mit.
Wer weiß denn noch, dass es hier ein Filmstudio („Dreamland“) gab, das recht bald pleite ging und auf dessen Grundstück die Gemeinde Wien das Städtische Sommerbad Hohe Warte angelegen ließ? Als Kind bin ich in den 1960er-Jahren mit meiner Mutter mit der heute nicht mehr existierenden Straßenbahnlinie G2 dorthin gefahren. (Heute hat die Linie 37 dort ihre Endstation.). Neben einem Kinderbecken gab es ein 25-Meter Schwimmbecken in einer verglasten Halle, das in meiner Erinnerung eiskalt war. Die Halle konnte auf einer der Längsseiten durch Schiebetüren fast zur Gänze geöffnet werden. Das, so erzählt Rosenberger, war die Aufnahmehalle des Filmstudios. Leider hat das Bad 1987 seinen Betrieb eingestellt.
Die Naturarena des Fußballstadions der Vienna habe ich regelmäßig, fast jeden Sonntag, mit meinem Vater besucht. Seinen Erzählungen nach, habe ich auf seinen Schultern sitzend, den Spielverlauf kommentiert. Die Hohe Warte ist voll mit Kindheitserinnerungen. Es ist an der Zeit, wieder einmal dorthin zu fahren und die Veränderungen zu betrachten.
Fazit:
Zahlreiche Abbildungen ergänzen das Buch, dem ich gerne 5 Sterne gebe.