Wiete Lenk

Die Enkelin hat eine ganz besondere Beziehung zu ihrem Großvater. Er stirbt völlig überraschend im Januar 1968 am Tag nach ihrem achten Geburtstag. Sie berichtet, was ihr ihre Großmutter - Ohme, wie sie sie nennt - aus diesem Anlass von ihrem Großvater, dem Kennenlernen der Großeltern und ihrem gemeinsamen Leben erzählt.

"Zwischen den Zeiten leuchtet der Schnee" ist eine Familiengeschichte, leise und unaufgeregt abwechselnd in Rückblenden und am Todestag des Großvaters erzählt. Die Protagonisten, besonders die Großeltern, sind detailreich und liebevoll gezeichnet. Über die Enkelin erfährt man wenig, sie tritt eher in den Hintergrund und übernimmt fast schon die Rolle der unabhängigen Beobachterin.

Der ruhige, teilweise lakonische Ton gibt die Ausdrucksweise einer Achtjährigen vortrefflich wieder. Trotzdem will er für mich nicht so recht zu den dramatischen Ereignissen, von denen an mancher Stelle die Rede ist, passen. Dies ist aber nur ein kleiner Makel an Wiete Lenks Roman und tut dem Lesevergnügen absolut keinen Abbruch.

"Zwischen den Zeiten leuchtet der Schnee" ist ein Buch von Wiete Lenk, erschienen im Gmeiner Verlag. Es hat mich interessiert, ich habe es zur Hand genommen, weil ich darauf aufmerksam gemacht wurde, dass es eine sächsische Familiensaga geht, die mich interessieren könnte.

Wir lesen von Anselm Krüger und Hanna Jo, der Großmutter, der es obliegt, die Enkelin - die 8 Jahre ist, über den Verlust des Großvaters hinwegzutrösten. Sie erzählt ihr aus der Kindheit ... Die Vergangenheit wird lebendig - auch für uns Leser/innen ...

Weltwirtschaftskrieg, Krieg sowie der Aufstieg und Niedergang der Posamenten Fabrik werden eingehend geschildert und spannend beschrieben. Posamenten, das sind übrigens kunstvoll gearbeitete Quasten, Borten oder Fransen.  

Ich empfand das Buch sehr flüssig zu lesen, extrem angenehm und informativ zu lesen. Die Geschichte entwickelte sich perfekt und die Fakten wurden in Romanform perfekt verarbeitet. Die Autorin stammt aus dem Erzgebirge und kennt das Thema schon seit Kindertagen, man spürt, dass sie mit Liebe geschrieben hat.

Reinheit, Vergänglichkeit und Schönheit, aber auch Stille werden hier mit dem titelgebenden Schnee beschrieben.

Schön fand ich, dass die Geschichte mitunter aus Sicht einer Achtjährigen erzählt wird. Zwei Erzählebenen und über mehrere Jahrzehnte Geschichte - das wurde hier perfekt beschrieben, besser hätte man es für meine Begriffe nicht machen können, die Posamentenindustrie, die Geschichte der Fabrikantenfamilie und die Historie über den Ersten Weltkrieg bis zur DDR-Geschichte der 60er Jahre. Zeitsprünge werfen hier überhaupt keine Fragen auf, sie passen perfekt - machen alles sehr spannend und hielten mich am Buch fest.

Ich bin begeistert.   

Einen Tag nach ihrem 8. Geburtstag stirbt der Großvater im Januar 1968 an Herzversagen. Und Ohme berichtet der Enkelin Begebenheiten aus der Vergangenheit dieses einzigartigen Menschen.

Erzählt wird dieser Roman abwechselnd in zwei Zeitebenen. Einmal begibt sich der Leser in das Jahr 1968, als Ohme sich erinnert. Dann taucht er in die Vergangenheit ab und beschreibt Ausschnitte des Lebens von Anselm. Dabei wird auch Ohmes Familie nicht ausgelassen. Lustige und skurrile sowie auch nachdenklich stimmende Episoden wechseln sich ab.

Dieses Buch, in dem auch politische Ereignisse mit eingebunden sind, schildert ein Stück Zeitgeschichte. Es ist kurzweilig und interessant zu lesen, wozu auch der angenehme Schreibstil der Autorin beiträgt. Die verschiedenen Charaktere sind eindrucksvoll und nachvollziehbar gezeichnet.

Diesen lesenswerten Roman empfehle ich sehr gerne weiter und vergebe 4 Sterne.