Er zauberte gerne. Mit Worten und Sprache ganz allgemein. Doch damit nicht genug. Wiglaf Droste präzisierte sein Handwerk so lange, bis er in der Lage war, mit einzelnen Buchstaben regelrecht zu jonglieren. Dies tat er so lange, bis das Wort mit wenigen Handgriffen seine ursprüngliche Bedeutung verlor, um sich in einem anderen Sinne wiederzufinden.
Es konnte auch einmal vorkommen, dass er, um den ständigen Urknall der Worte bändigen zu können, einfach neue erfand. Schließlich muss man, um nicht im grauen Alltag der ständigen Wiederholungen zu versinken, hin und wieder ausrasten. Selbstverständlich nicht bei uns, nein. Eher in Frankreich. Dort wo man sich "küsst-zu-Küste-küsst", oder gelegentlich "austert, muschelt, krabbt, baguettet, rohmilchkäst" oder gar "salzbuttert".
Für alle Ottos der Normalverbraucher geht das natürlich nicht, und böse Seitenhiebe nach rechts außen schon gar nicht. Um so erfreulicher für den (immer noch) mehrheitlichen Rest, der sich
"gegen völkisches Bläh-Bläh
und Identitäterä"
immun zeigt. Die Hauptsache ist doch, dass man nun darüber aufgeklärt wurde, was die drei Buchstaben jener Partei womöglich tatsächlich bedeuten könnten, und dass man nicht versehentlich an einer "Vaterlands-Phobie", im schlimmsten Fall mit einer "Deu-und-Gautschland-Allergie" kombiniert, erkrankt.
Eine ungewohnt, aber um so erfrischendere, spitze Feder traf den Herrn Pfarrer samt Kollegen. Der Blick auf die aus dem Osten drohende Gefahr wird schnell relativiert, indem der Dichter es wagte, einen Blick in die westliche Vergangenheit und die "Schar der Christenhorden" zu werfen.
Das mag nicht jedem schmecken, schon gar nicht seine Aufrufe, das Leben nicht so ernst zu nehmen und sich, so lange es eben geht, intensiv den angenehmen Seiten zu widmen:
"Doch zwischen den Laken sich liebend zu paaren
ist immer ein Trost, nicht nur zwischen den Jahren."
Das vornehmste Ziel von allen mag sein, seinen "Platz in der Welt" zu finden, und sich "stets wundernd" weiterzuleben. Ein "Neuwelterfinder" war er nicht, aber immerhin ein "Weltpassagier" und einer, der vor dem Leben und dem Tod keine Angst hatte:
Warum denn vor ihm zittern, bibbern, weichen, wanken?
Seine Allgegenwärtigkeit ist Grund, ihm tief zu danken.
"Let's fetz" und mach's gut, Wiglaf Droste!
Wiglaf Droste
Lebenslauf
Alle Bücher von Wiglaf Droste
Will denn in China gar kein Sack Reis mehr umfallen?
Wir sägen uns die Beine ab und sehen aus wie Gregor Gysi
Bombardiert Belgien! & Brot und Gürtelrosen
Der infrarote Korsar
Im Sparadies der Friseure
Begrabt mein Hirn an der Biegung des Flusses
Zen-Buddhismus und Zellulitis
Der Mullah von Bullerbüh
Videos zum Autor
Neue Rezensionen zu Wiglaf Droste
Rezension zu "Die Würde des Menschen ist ein Konjunktiv" von Wiglaf Droste
Herrlicher Humor, gespielt mit Sprache und Absurditäten, die genau meinen Humor treffen. Ich hatte wirklich Spaß beim Hören. Klare Empfehlung, die einzelnen Kapitel sind auch kurz gehalten, stehen in keiner Verbindung zueinander und können somit mal schnell nebenbei gehört werden. Dass ich laut lachen muss, kommt nicht so oft vor - Klasse!
Rezension zu "Der Kater Humpelkumpel und ich" von Wiglaf Droste
Der Autor und Sänger Wiglaf Droste erzählt in „Der Kater Humpelkumpel und ich“ vom Zusammenleben mit seinem Kater Domi. Wie er selbst ist Domi, Abkürzung für Domino, weil schwarz-weißer Kater, in die Jahre gekommen und eine ausgereifte Persönlichkeit. Wiglaf Droste gelingt ein völlig unkitschiger kleiner, feiner Prosa- und Lyrikband. Ganz besonders schön und besonders betonenswert sind die Illustrationen von Jamiri, Jan-Michael Richter, die dem sehr persönlichen Band von Droste das bekannte „I-Dipfele“ bescheren.
Für Katzen- und Menschen-Lieb-Haber zu empfehlen.
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Zusätzliche Informationen
Wiglaf Droste wurde am 27. Juni 1961 in Herford (Deutschland) geboren.
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