Rezension zu "Das große Buch der Heinzelmännchen" von Rien Poortvliet
Inhalt (Klappentext):
Die ganze Wahrheit über Herkunft, Leben und Wirken des Zwergenvolkes - Dieses Buch gibt erschöpfend Auskunft über Leben und Wirken der Heinzelmännchen in userem Land. Aus dem Inhalt: Geschichte, Äußere Erscheinungsform, Körperbau, Skelett, Muskulatur, Sinnesorgane, Krankheiten, Alterungsprozeß, Arten, Zeitrechnung, Fortpflanzung, Wohnungsbau, Handwerk, Tagesrhythmus, Taten der Heinzelmännchen (...) Eine geheimnisvolle Welt der Kobolde und Zwerge, Waldgeister und Trolle öffnet sich vor dem Auge des Betrachters und zeigt in farbigen Illustrationen und einprägsamen Beschreibungen, dass der Alltag dieser kleinen Wesen unserem Leben gar nicht so fern steht (...)
Meine Bewertung:
Das Buch wurde von Wil Huygen (1922-2009, Texte) und Rien Poortvliet (1931-1995, Illustrationen) in der holländischen Orginalversion bereits 1976 herausgebracht. Ich habe es sehr viel später kennengelernt und es wird seither immer wieder einmal von einem anderen Verlag neu aufgelegt. Und das zeigt bereits, dass das Buch etwas Zeitloses hat. Na ja, bis auf die strenge Rollenverteilung, die die Zwergengesellschaft für die Geschlechter vorsieht. Aber das war in den 70ern nun einmal so.
Wie wahrscheinlich bereits klar geworden ist, handelt es sich bei diesem Buch um eine Art fantasiertes Sachbuch. Die Autoren behaupten im Vorwort, 20 Jahre lang Heinzelmännchen erforscht zu haben. Man habe Aufzeichnungen früherer Forscher studiert, jedoch das Meiste aus dem persönlichen Kontakt zu den Heinzelmännchen erfahren. Im Folgenden widmen sich die einzelnen Kapitel den oben genannten Themen, die sie mit wissenschaftlicher Genauigheit beschreiben. Geschickt ließ man an manchen Stellen Fantasie und Wirklichkeit zusammenfließen wie dort, als man das Verbreitungsgebiet der Heinzelmännchen auf einer Landkarte darstellt und daneben Bezeichnungen der Heinzelmännchen in verschiedenen Sprachen auflistet. So glaubt es sich sofort leichter an Heinzelmännchen. Auch die vielen Zeichungen tragen dazu bei. Sie sind naturalistisch, wenn es um Pflanzen und Tiere geht. Und dann wirken die Heinzelmännchen daneben eben auch recht real. Das Buch ist großformatig und so kommen die vielen wunderbaren Zeichungen sehr schön zur Geltung. Sie sind farbenfroh, detailreich und ausdrucksstark. Besonders eindrucksvoll fand ich die Bilder, die Heinzelmännchen in der Nähe von Tieren zeigt. Ein Heinzelmännchen weist einem Wildschwein den Weg und es ragt wie ein Berg vor ihm auf. Oder ein Kauz sieht bedrohlich auf ein Heinzelmännchen herab, das durch den Schnee geht. Für mich halten Texte und Illustrationen sehr gut ausbalanciert die Waage. Nie hatte ich das Gefühl, es ginge nur darum, Platz zu füllen. Auch die Themenvielfalt ist bestechend: Biologie, Bauen, Handwerk, Werkzeuge, Maschinen, Tiere, Pflanzen, Märchengestalten, Märchen und Lieder. Da werden viele Interessen angesprochen. Es ist ein Buch, in das ich immer mal wieder gern hineinblättere. Ich kann mir auch vorstellen, dass es für Kinder im Alter von 9-14 Jahren faszinierend wäre, weil dieses Buch tatsächlich eine ganze Fantasiewelt erschafft. Allerdings sollten Eltern es sich zuerst ansehen, ob sie mit den Inhalten einverstanden sind. Weil es wird beispielsweise auch erklärt, wieso die Heinzelfrau keinen Büstenhalter braucht, und ein paar Seiten später, wo es um Heilpflanzen geht, fängt sie Feuer. Für Erwachsene jedoch gibt es von mir eine klare Leseempfehlung für dieses Buch.