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Vielversprechender Anfang - insgesamt aber enttäuschend
Wir folgen in diesem Buch Johannes Wüst, der mittlerweile getrennt von Frau und Tochter, in einer kleinen Wohnung in Hamburg lebt. Aufewachsen ist Johannes in Osten, einem kleinen Dorf am Flüsschen Oste, als Kind eines Kriegsheimkehrers. Er nimmt uns mit durch seine Kindheit und Jugend und durch sein heutiges Lebens als Alkoholiker. Wir lernen aber nicht nur Johannes sehr gut kennen, sondern auch die Stimme seiner Sucht und seine vielen Versuche sie zum Schweigen zu bringen.
Sehr gut gefallen haben mir die Wechsel der Zeitebenen zwischen der Gegenwart und Johannes Kindheit und Jugend. Hierdurch bekommt er eine große charakterliche Tiefe und es lassen sich schnell Bezüge zwischen seiner Sucht und Biografie herstellen. Auch die Darstellungen der Sucht und ihrer sehr manipulativen und selbstbetrügerischen Gedanken gefielen mir. Sehr gut herausgearbeitet waren für mich auch die Zusammenhänge zwischen Sucht und Angst.
Leider konnte der Autor dieses Nieveau der ersten 150 Seiten für mich nicht halten. Es wurde zunehmend langatmig, ausschweifend und die Sucht geriet immer weiter in den Hintergrund. Stattdessen wurden sehr viele philosophische und spirituelle Fragen / Themen angesprochen bzw. angerissen. Für mich wirkte es so, als wolle der Autor unbedingt alles ansprechen - für mich definitiv zu viel des Guten. Der Ausstieg aus der Sucht ist mir im Vergleich zur anfänglich dargestellten Abhängigkeit viel zu einfach und schnell gegangen. Das entspricht für mich einem Wunschtraum, hat aber mit der Realität von süchtigen Menschen und ihrem Kampf vom Alkohol loszukommen nichts mehr zu tun. Darüber hinaus hätte ich weder die Liebesgeschichte, noch die vielen "Belehrungen" über die Ursachen des "Weltschmerzes" gebraucht.
Leider nur ein vielversprechender Anfang, aber nicht mehr.
