Cover des Buches Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman (ISBN: 9783423133111)
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Rezension zu Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman von Wilhelm Genazino

Rezension zu "Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman" von Wilhelm Genazino

von Mesonline vor 14 Jahren

Rezension

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Mesonlinevor 14 Jahren
Der siebzehnjährige Weigand (seinen Vornamen erfährt man nie) lebt 1960 in einer Industriestadt im Süden Deutschlands. Er musste des Gymnasium frühzeitig verlassen und lässt sich zu Beginn des Romans völlig antriebs- und willenlos von seiner Mutter von Vorstellungsgespräch zu Vorstelllungsgespräch schleifen. Sie redet für ihn, sobald es an ihm ist Fragen zu beantworten, versagt er. Schließlich beginnt er eine Ausbildung bei einem Speditionsbetrieb. Alles ist Weigand jedoch nicht gleichgültigl, das Schreiben und die Literatur liebt er. Er verfasst Texte und versendet sie an Verlage und Zeitungen. Es kommt zu Veröffentlichungen in einem Münchner Satiremagazin und schließlich bei einer Lokalzeitung. Dort beginnt Weigand als freier Mitarbeiter. So beginnt sein Doppelleben: Am Tage ist er ein Auszubildender, der von einem Prokuristen als billige Hilfskraft ausgenutzt wird und in den Abend- und Nachtstunden ist er als Reporter für kleine Berichte unterwegs. Mit der gleichaltrigen Sekretärin Gudrun hat er ein gemeinsames Sparbuch und Zukunftspläne, für ihn ist diese Beziehung jedoch ohne tieferes Gefühl. Ihr hält er lange Monologe über Literaten, denen sie gelangweilt oder gar nicht folgt. Schnell wird klar, dass Gudrun und Weigand in unterschiedlichen Welten leben. Zwei weitere Frauen spielen in Weigands Leben eine Rolle: Frau Kiefer und Linda. Erstere ist ist eine wesentlich ältere, verheiratete Kollegin. Weigand schläft mit ihr auf der Heimfahrt eines Betriebsausfluges betrunken und übermüdet im Omnibus. Linda trifft er während seiner Tätigkeit als Journalist, sie schreibt ebenfalls für eine Tageszeitung. Man verfolgt die ereignisreichen Monate Weigands in der Umbruchphase zum Erwachsenendasein. Man verfolgt seine Perönlichkeitsentwicklung, seine veränderte Wahrnehmung der Umwelt. Weigand selbst ist verwundert über die Vorgänge, weiß seine Verzweiflung an der Welt und vor allem an seinen Mitmenschen nicht einzuordnen. Zuweilen ist er ein wenig abgestoßen von seinem "Hochmut". Für den Leser dieses "Coming-Of-Age_Romans" (auch wenn man über dieses Stadium selbst bereits hinaus ist) ist die Begleitung des introvertierten Weigands in einem entscheidenden Lebensabschnitt kurzweilig. Gerne folgt man seinen Gedanken über die ihn umgebenden Menschen und Vorgänge, seinem beruflichen Dilemma, seiner ersten tragischen Verliebtheit und man freut sich über seinen Lebensmut und seine Entschlusskraft am Ende des Romans.
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