Inhalt: Das alte Fräulein Siegesmund findet in ihrer jungen Nachbarin an ihrem Lebensabend noch eine gute Freundin, welche sehr an ihren Lebenserinnerungen interessiert ist. Als die junge Nachbarin überraschend der Mutter zur Hilfe eilen muss, schreibt ihr das alte Fräulein ihr bewegtes Leben in Romanform auf: sie hatte das Glück, im Schloss auswachsen zu dürfen und doch spürt sie immer wieder durch die älteste Tochter die Abneigung aufgrund des Standesunterschiedes. Als sie sich dann verliebt, bemerkt sie, wie sehr ihre Herkunft alles beeinflusst und welche Macht die Tochter des Hauses hat...
Meine Meinung: Das Buch ist im Jahre 1878 erschienen und erzählt von damaligen Leben des jungen Fräuleins. Ich gestehe hiermit mein Faible für historische Backfischromane. Dabei fasziniert mich der beschriebene Lebensstil mit den verschiedenen Tagesstrukturen und Festlichkeiten, die diversen Lebensumstände und vor allem, wie viele Gefühle und Emotionen in diese Erzählungen gepackt wurden. Ich beneide sie um die Zeit des Briefe Schreibens und der ausführlichen Gespräche. Weiteres bewundere ich die Muse der Damen anno dazumal in ihren Gefühlen zu schwelgen, auch daran zu erkranken, sich leidend zu äußern oder überschwänglich daraus zu agieren. Gleichzeitig bin ich öfters schockiert, welche Rolle die Frau damals hatte, wie riesig die Kluft zwischen den einzelnen Ständen und wie groß die Gewichtung des Glaubens war.
Bei diesem Roman war es schön mit dem Fräulein zu erwachsen, mit ihr die Freude an ihrer glücklichen Kindheit zu teilen und an die schönen Festlichkeiten teilzunehmen. Auch die Liebe und ihre Herzensfreundin wurden lebhaft beschrieben. Die Freude und der Schmerz waren gleichsam intensiv zu spüren und ich hatte ein großes Lesevergnügen, obwohl von Anfang an klar war, wie die Geschichte in etwa enden wird.
Fazit: für mich ein sehr bildlich gefühlvoller Ausflug in die Vergangenheit, welcher mir 5 Sterne wert ist mit meinem Faible für diese Literatur.