Cover des Buches The Moonstone (ISBN: 9781848376168)
Rezension zu The Moonstone von Wilkie Collins

The Moonstone

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Spannender, großartig geschriebener Klassiker!

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 7 Jahren
Meine Meinung

Wilkie Collins ist (zu Unrecht) bei weitem nicht so berühmt wie sein guter Freund Charles Dickens, der diesen Roman höchstwahrscheinlich sogar Korrektur gelesen hat. Trotzdem ist „The Moonstone“ auf jeden Fall die Lektüre wert, allein schon weil er als „erster englischer Detektivroman“ besondere literaturgeschichtliche Bedeutung hat.

„The Moonstone“ ist keineswegs die Art von Klassiker, durch die man sich durchquält, um hinterher damit angeben zu können, sie gelesen zu haben. Dem Autor ist es gelungen, mich über fast 500 Seiten bei der Stange zu halten und nie Langeweile aufkommen zu lassen. Ich hatte viel Spaß daran, mitzurätseln, was sich denn nun hinter dem Verschwinden des titelgebenden „Moonstone“ verbirgt. Die Geschichte wurde zuerst in Dickens‘ Magazin „All Year Round“ publiziert, aber natürlich nicht auf einmal, sondern in wöchentlichen Ausgaben. In meiner Edition (Oxfords World Classics) war das Ende eines solchen Abschnitts immer mit der Anmerkung „the xyth weekly installment ends here“ markiert, und selbstverständlich gibt es an dieser Stelle auch meistens einen kleinen Cliffhanger, was die Spannung zusätzlich steigert. Weil man schon im 19. Jahrhundert wusste, dass es ohne ein bisschen Romantik einfach nicht geht, hat der Roman zudem auch eine wunderschöne Liebesgeschichte zu bieten.

Abgesehen von Rätsel um den „Moonstone“ werden zahlreiche (damals) zeitgenössische Themen angesprochen, beispielsweise der Konflikt zwischen einer alten und einer neuen Generation von Ärzten, das Verhältnis von Indien und Großbritannien sowie der Gegensatz Wissenschaft versus Okkultismus. Die zahlreichen, sehr ausführlichen Anmerkungen haben mir sehr dabei geholfen, den zeitgeschichtlichen Kontext nachzuvollziehen. Ein bisschen gestört hat mich allerdings, dass diese Kommentare manchmal Spoiler für die weitere Romanhandlung enthalten. Meine Ausgabe war auch mit einer langen Einführung ausgestattet, die zurecht mit dem Hinweis eingeleitet wird, man solle sie erst nach dem Roman lesen.

Die Geschichte wird aus der Perspektive von zahlreichen verschiedenen Charakteren erzählt, mal als „normaler“ Fließtext, mal als fiktives Tagebuch oder in Briefform. Großartig fand ich, dass es der Autor schafft, jedem Erzähler eine ganz eigene, unverwechselbare Stimme zu geben. Mein persönliches Highlight war der Abschnitt, in dem Miss Clack aus der Ich-Perspektive berichtet. Diese reizende Dame ist die Art von religiöser Eiferin, die ungefragt Traktate mit Titeln wie „Satan in the Hair Brush“ in den Briefkasten wirft und in den ungünstigsten Momenten daraus zu zitieren beginnt. Collins gelingt es, diese nervtötende und heuchlerische Figur erzählen zu lassen und sich dabei gleichzeitig nach Strich und Faden über sie lustig zu machen. Ich kann mir vorstellen, dass der Autor selbst viel Spaß daran hatte, Miss Clack durch den Kakao zu ziehen, da er und seine kranke Mutter vermutlich auch von solchen „wohlmeinenden“ Damen belästigt wurden.

Fazit

Ein Klassiker, der mir noch viel besser gefallen hat als ich gedacht hatte! Ich werde auf jeden Fall auch „The Woman in White“ von Wilkie Collins lesen.
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks