Wilko Müller jr.

Das nicht mehr ganz so Buch von Wilko Müller jr. ist als phantastischer Roman angekündigt, aber wenn man nicht so genau hinschaut, könnte man auf den ersten Seiten meinen, eine Reisebeschreibung zu lesen. Mit vielen Details berichtet der Autor, wie sein Protagonist auf Zypern Urlaub macht. Da im Autorenporträt angemerkt wird, der Autor sei auch oft auf dieser Insel, kann man wohl davon ausgehen, dass er eigene Erlebnisse wiedergibt. Man merkt deutlich, dass er dort gewesen sein muss. Erst nach und nach verschiebt sich der Schwerpunkt der Erzählung auf merkwürdige Träume, Begegnungen und unheimliches Geschehen, das schließlich darin mündet, dass der Hauptheld seine verlorenen Erinnerungen an zehn Jahre seines Lebens wiederfindet. Wenn man es nicht schon am Titel und im Prolog des Buches bemerkte, wird jetzt langsam deutlich, dass der neue Roman auf das 2005 erschienene Buch „Die Zeitläufer“ Bezug nimmt.

Die Hauptfigur besitzt, so stellt sich nun heraus, übernatürliche (magische) Fähigkeiten. Diese sind ihm von einem unerklärlichen „Ding“ verliehen worden und nun gibt es ihm einen Auftrag. Es geht um nicht weniger als die Rettung der Welt vor der drohenden Klimakatastrophe.

Er geht an die Lösung dieser Aufgabe recht pragmatisch heran, ohne vordergründig seine „Superkräfte“ einzusetzen, doch es ist nicht nur die Unvernunft der Menschen hinsichtlich der Ursachen des Klimawandels, die er überwinden muss. Bestimmte Kräfte steuern auf neue Kriege zu, die sich zu einem Weltkrieg ausweiten könnten. Auch ihnen muss er entgegentreten, was er ohne irgendwelche Skrupel tut. Als es bereits zu spät zu sein scheint, den Atomkrieg noch aufzuhalten, besinnt er sich auf eine Fähigkeit, die er und andere schon in „Die Zeitläufer“ erwarben und die noch in ihm schlummert.

Der Autor nimmt mit diesem Buch recht eindeutig Stellung dazu, was er von aktuellen Entwicklungen in Deutschland (Der Protagonist wandert aus …) und der Welt hält. Vielleicht ist ein Kampf gegen die Klimakatastrophe in einem Buch nicht so cool wie eine Zombie-Apokalypse oder ein Weltraumabenteuer, aber wie eine Art Nachsatz des Buches schon sagt: Wenn wir nicht jetzt etwas tun, ist der Preis unser Untergang.

Wilko Müller jr.: Der letzte Zeitläufer
Phantastischer Roman
Edition SOLAR-X 2019
Klappenbroschur, 203 Seiten
ISBN 978-3-945713-65-5
10,00 Euro

Wenn man „im Osten“ aufgewachsen ist und sich noch dazu für Science Fiction interessiert – dort und damals „wissenschaftlich-phantastische Literatur“ – dann wird man sich wohl in dieser Biografie wenigstens zum Teil wiederfinden. W. Müller (1962) erzählt von seinem Leben, seiner Familie und vor allem seinen Erlebnissen als SF-Fan und späterer SF-Autor bis ins Jahr 2010. Da ist das Buch nämlich als Hardcover zum ersten Mal erschienen. Nachdem es inzwischen vergriffen war, hat der Autor, der jetzt auch noch Verleger der „Edition SOLAR-X“ ist, es nach 13 Jahren als etwas preiswerteres Paperback neu veröffentlicht – mit Farbbildern!

Es ist keine Geschichte des Ost-Fandoms, die haben andere veröffentlicht, aber das Buch bietet eine Reihe von Einblicken in diese spezielle Nischenkultur eines inzwischen vergangenen Zeitalters. Außerdem ganz allgemein auf das Leben – oder besser gesagt, ein Leben – in der DDR.

Wilko Müller jr.: Sterne und Abgründe
Erinnerungen eines SF-Fans
Paperback, 257 Seiten, fb. Abb.
JFF 2010 / EDSX 2023
ISBN 978-3-00-030179-7
15,00 Euro

Was wäre, wenn man unbegrenzt saubere Energie zur Verfügung hätte? Davon haben schon viele geträumt, ob es Erfinder wie Tesla waren oder Autoren von „Zukunftsromanen“, wie man das früher nannte. Es würde das Paradies auf Erden anbrechen – oder nicht?

Der Autor von „Twist“ schildert, wie sein Held, der Physiker Mansfield, bei seiner Arbeit am CERN auf einen seltsamen Effekt stößt, diesen weiter untersucht und eine erstaunliche Entdeckung macht. Sie hat mit höheren Dimensionen aus der Stringtheorie und Dunkler Energie zu tun. Es gelingt ihm schließlich, eine schlüssige Theorie aufzustellen und sie später auch experimentell zu untermauern. Nachdem er seine Arbeitsstätte nach Schottland verlegte, forscht er mit einem Team dort weiter und ist dann auch in der Lage, so etwas wie einen Stromgenerator zu konstruieren, der aus Dunkler Energie elektrische Energie macht. Sie gründen eine Firma und beginnen mit der weltweiten Vermarktung …

Man bekommt nebenbei einen Crashkurs in Physik geboten, bei dem man nicht so genau sagen kann, wo die real existierende in eine notwendigerweise fiktive übergeht. Natürlich bleibt das dabei für den nicht so physikalisch vorbelasteten Leser verständlich.

Mansfield ist clever und recht geschäftstüchtig, hat aber den Widerstand unterschätzt, der ihm entgegenschlägt. Nicht jeder freut sich über billige und unbegrenzte Energie. Firmen, die am Status Quo interessiert sind, legen ihm Steine in den Weg und versuchen immer aggressiver, seine Forschungen aufzuhalten und ihn schließlich sogar aus dem Weg zu räumen. Der Wissenschaftsroman wird zum Agententhriller. 

Es folgt eine zweite seltsame Entdeckung, die dem Buch seinen Namen gab. Ein Gerät, mit dem man Gegenstände in die 5. Dimension und zurück „twisten“ kann, was fast noch ein größeres Potenzial hat als die aus der 5. Dimension herübergetwistete Energie. 

Die ganze Forschung und Entwicklung wird dabei recht unterhaltsam, wenn auch natürlich stark vereinfacht, beschrieben. Man folgt als Leser dem Wissenschaftler/Unternehmer Mansfield und kann sich gut vorstellen, dass die Auswirkungen seiner Entdeckungen in Wirklichkeit genauso wären wie beschrieben. 

Ach ja, Zeitreisen passieren auch noch!

Wilko Müller jr.: Twist
Science Fiction Roman
Edition SOLAR-X 2022
Taschenbuch, 186 Seiten
ISBN 978-3-945713-92-1
10,00 Euro
Bei Amazon auch als Ebook erhältlich.