Rezension zu Lebensnacht von Will Hofmann
Forschung und ihre Konsequenzen
von Waldbeere
Kurzmeinung: Forschung und ihre Konsequenzen. Ein Roman mit einem atemberaubenden Ende.
Rezension
Waldbeerevor 8 Jahren
Eigentlich lese ich keine Endzeitromane, doch dank Lovelybooks erbeutet man manchmal Bücher, die nicht in sein Hauptleseschema passen. Und das ist auch gut so, denn sonst hätte ich nie dieses wunderbare Buch von Will Hofmann erleben dürfen. "Lebensnacht" ist in Fabulus-Verlag erschienen als Hardcover mit einem Leseband und geschwärzten Seitenenden, was die Nacht und die düstere Stimmung sehr verdeutlicht. Im Nachhinein erkennt man wieviel Liebe zum Detail der Verlag und der Autor in das Cover gesteckt haben. Ich nehme das Buch immer noch gerne in die Hand um darin zu blättern und es zu betrachten. Vielen Dank dafür, da macht das Lesen doppelt so viel Spaß.
Das Buch ist in viele kurze Kapitel unterteilt mit passenden Überschriften, so dass man nach einem harten Tag schnell in die Geschichte wieder reinfindet.
Professor Harry Kauffmann ist das Unmögliche gelungen; er hat durch genetisch veränderte Bakterien Benzin hergestellt. Was für ein Erfolg! Damit ist die Umwelt gerettet. Doch leider ist etwas schief gelaufen. Menschen lösen sich in Benzin auf und sterben qualvoll. Und eigentlich ist Harry ein Anti-Held, denn er ist ein brillanter Wissenschaftler, doch ein Griesgram zu seinen Mitmenschen. Er behandelt seine Mitarbeiter schlecht und hat ein verstörtes Verhältnis zu Frauen. Aber genau das finde ich so großartig an dem Roman, dass es kein typischer "Hollywoodstreifen"-Held ist. Er ist ein zielstrebiger Mensch und zur Erholung äußert er sich so (Seite 81): "Auch körperliche Belastung und Strapazen sind für mich Erholung...Wenn ich Neues erlebe, aus gewohnten Bahnen ausbreche, dann regeneriere ich. Neue Eindrücke, neue Erlebnisse, neue Erfahrungen: Das alles tut mir gut." Ich kann ihn da irgendwie verstehen.
Will Hofmann hat die Gabe bestimmte Szenen und Menschen sehr lebensnah zu beschreiben, wie z. B. ein Interview mit Harrys Eltern. Beim Lesen der Zeilen habe ich plötzlich meine Eltern gesehen und musste schmunzeln. Aber auch die Entwicklung der genetisch veränderten Bakterien hat Hofmann sehr detailliert beschrieben. Für eine Lesehilfe sorgt ein Glossar im Anhang.
"Die Maßlosigkeit der technologischen Entwicklung und die immer höher geschraubten Errungenschaften der Zivilisation, die bis zur Landung auf dem Mond führten, erinnern mich an den Turmbau zu Babel. Nur wenige bemerkten, dass die Fundamente morsch waren und die Grundpfeiler zerbröckelten. Denn alle waren von der Höhe des Bauwerks geblendet. " (Seite 317)
Beeindruckt war ich neben der Frage wie weit Menschen in der Forschung gehen sollten und welche Konsequenzen dabei entstehen können, von Hofmanns Vorstellung, wie die Gesellschaft bei einer Krise verrohdet. Schrecklich fand ich wie eine Gang Menschen sterben sehen will oder Kleinkriminelle falsche Medikamente auf dem Schwarzmarkt verkaufen. Hofmann hat auch an die sterbende Wirtschaft gedacht sowie dass nur Selbstversorger eine Überlebenschance haben. Ich als Büro-Mensch würde die A-Karte ziehen. Da kommt man ins Grübeln.
Der Roman ist viel mehr als die Suche nach dem Heilmittel. Es ist ein Spiegel unserer Gesellschaft, wie Menschen sein können, wenn sie Angst haben und Wut empfinden. Und was für eine Rolle die Medien haben, ein Wink an die Bild.
Fazit: Ein fantastischer Roman mit würzigen Charakteren, überraschenden Szenen und einem atemberaubenden Ende. Ich empfehle das Buch jedem, der bis jetzt sich keine Gedanken über Forschung gemacht hat und allen, die eine gute Geschichte lesen möchten.
Eigentlich lese ich keine Endzeitromane, doch dank Lovelybooks erbeutet man manchmal Bücher, die nicht in sein Hauptleseschema passen. Und das ist auch gut so, denn sonst hätte ich nie dieses wunderbare Buch von Will Hofmann erleben dürfen. "Lebensnacht" ist in Fabulus-Verlag erschienen als Hardcover mit einem Leseband und geschwärzten Seitenenden, was die Nacht und die düstere Stimmung sehr verdeutlicht. Im Nachhinein erkennt man wieviel Liebe zum Detail der Verlag und der Autor in das Cover gesteckt haben. Ich nehme das Buch immer noch gerne in die Hand um darin zu blättern und es zu betrachten. Vielen Dank dafür, da macht das Lesen doppelt so viel Spaß.
Das Buch ist in viele kurze Kapitel unterteilt mit passenden Überschriften, so dass man nach einem harten Tag schnell in die Geschichte wieder reinfindet.
Professor Harry Kauffmann ist das Unmögliche gelungen; er hat durch genetisch veränderte Bakterien Benzin hergestellt. Was für ein Erfolg! Damit ist die Umwelt gerettet. Doch leider ist etwas schief gelaufen. Menschen lösen sich in Benzin auf und sterben qualvoll. Und eigentlich ist Harry ein Anti-Held, denn er ist ein brillanter Wissenschaftler, doch ein Griesgram zu seinen Mitmenschen. Er behandelt seine Mitarbeiter schlecht und hat ein verstörtes Verhältnis zu Frauen. Aber genau das finde ich so großartig an dem Roman, dass es kein typischer "Hollywoodstreifen"-Held ist. Er ist ein zielstrebiger Mensch und zur Erholung äußert er sich so (Seite 81): "Auch körperliche Belastung und Strapazen sind für mich Erholung...Wenn ich Neues erlebe, aus gewohnten Bahnen ausbreche, dann regeneriere ich. Neue Eindrücke, neue Erlebnisse, neue Erfahrungen: Das alles tut mir gut." Ich kann ihn da irgendwie verstehen.
Will Hofmann hat die Gabe bestimmte Szenen und Menschen sehr lebensnah zu beschreiben, wie z. B. ein Interview mit Harrys Eltern. Beim Lesen der Zeilen habe ich plötzlich meine Eltern gesehen und musste schmunzeln. Aber auch die Entwicklung der genetisch veränderten Bakterien hat Hofmann sehr detailliert beschrieben. Für eine Lesehilfe sorgt ein Glossar im Anhang.
"Die Maßlosigkeit der technologischen Entwicklung und die immer höher geschraubten Errungenschaften der Zivilisation, die bis zur Landung auf dem Mond führten, erinnern mich an den Turmbau zu Babel. Nur wenige bemerkten, dass die Fundamente morsch waren und die Grundpfeiler zerbröckelten. Denn alle waren von der Höhe des Bauwerks geblendet. " (Seite 317)
Beeindruckt war ich neben der Frage wie weit Menschen in der Forschung gehen sollten und welche Konsequenzen dabei entstehen können, von Hofmanns Vorstellung, wie die Gesellschaft bei einer Krise verrohdet. Schrecklich fand ich wie eine Gang Menschen sterben sehen will oder Kleinkriminelle falsche Medikamente auf dem Schwarzmarkt verkaufen. Hofmann hat auch an die sterbende Wirtschaft gedacht sowie dass nur Selbstversorger eine Überlebenschance haben. Ich als Büro-Mensch würde die A-Karte ziehen. Da kommt man ins Grübeln.
Der Roman ist viel mehr als die Suche nach dem Heilmittel. Es ist ein Spiegel unserer Gesellschaft, wie Menschen sein können, wenn sie Angst haben und Wut empfinden. Und was für eine Rolle die Medien haben, ein Wink an die Bild.
Fazit: Ein fantastischer Roman mit würzigen Charakteren, überraschenden Szenen und einem atemberaubenden Ende. Ich empfehle das Buch jedem, der bis jetzt sich keine Gedanken über Forschung gemacht hat und allen, die eine gute Geschichte lesen möchten.