Cover des Buches Die nachhaltige Pflege von Holzböden (ISBN: 9783570585054)
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Rezension zu Die nachhaltige Pflege von Holzböden von Will Wiles

Der nachhaltige Eindruck eines Buches

von Bellami vor 10 Jahren

Rezension

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Bellamivor 10 Jahren


"Ich war schon eingeschüchtert, als ich zum ersten Mal durch die Tür kam. Vielleicht war das auch Sinn und Zweck der Wohnung. Vollkommenheit ist aggressiv, vorwurfsvoll."


Dass sein Freund Oskar einen krankhaften Ordnungfimmel hat, wusste "er" bereits. Schließlich haben sie in einer Wohngemeinschaft auf dem Campus gelebt. Als erfolgreicher Komponist konnte Oskar sich in den späteren Jahren, seinen Traum von einer Wohnung erfüllen - eine Wohnung wie ein Museum. Nur fehlte die Warnung an der Wohnungstür: Bitte nicht eintreten, da wertvoller Fußboden. Ein Fußboden vom Feinsten , Französische Eiche, sehr teuer, sehr empfindlich.

Aber "er", der in diesem Roman keinen Namen hat, muss diese Wohnung betreten. Oskar ist sein Freund und "er" hat sich bereit erklärt, auf diese Wohnung aufzupassen und sich um seine Katzen zu kümmern.

Genügend Hinweise in " Zettelform" gibt es in der Wohnung. Sogar ein Buch mit Hinweisen, was zu machen ist, falls, was natürlich auf Oskars unmissverständlichen Hinweisen unbedingt zu vermeiden ist bzw. bei Beachtung gar nicht passieren kann, der wertvolle Fußboden Schaden nehmen sollte.

Aber erstens kommt es anders und zweites als man denkt.

"Er", der immer noch in einer Wohnung heimisch ist, die noch viel von dem Leben eines Studenten aufweist, ist mit Oskars Wohnung total überfordert, zumal er in dieser anonymen osteurpäischen Stadt ( der Name lässt sich aufgrund von Andeutungen erraten) sehr einsam ist.

"Ich genierte mich als einsamer Trinker, auch wenn das in diesem Land kein seltener Anblick war.
Es war ein Land von Einzelgängern, in dem man politische Gefangene lieber erschoss, weil man argwöhnte, sie würden sich in der Einzelhaft zu wohlfühlen"

So frönte er dem Rotwein zu. Wie praktisch in dieser, von dem Fußboden bis zur Decke, gefährlich hellen Wohnung. Da darf man nicht die Kontrolle verlieren und schon gar nicht vergessen, sich an Oskars Regeln zu halten. ( Also ich hätte aus Sicherheitsgründen Weißwein gewählt :-) )

Es kommt wie es kommen muss -

" Selbst er konnte nichts gegen die unvermeidliche Abnutzung der Ding tun, all die Kratzer, Kleckse und Klebrigkeiten, die Fingerabdrücke des Lebens sozusagen. Fingerabdrücke sind die Visitenkarte der Menscheit. "

Und das habe ich auch erwartet ! Es hat einfach Spaß gemacht zu lesen, wie er in bester Loriot-Manier aus dem "nur" schiefhängendem Bild ein Chaos verursacht. Man ahnte es, vieles deutete sich an und immer wieder hatte ich im Kopf " Ne, das darf jetzt nicht wahr sein".

Aber es geht hier nicht nur um den wertvollen Fußboden. Es geht auch um Freundschaft und um menschliches Verhalten. All das hat Will Wiles mit stimmigen Protagonisten in eine humorvolle Geschichte gepackt und mit herrlich bildhafter Sprache, hier sei besonders die Beschreibung der Stadt genannt, gespikt.

Mein Fazit: sehr gute Unterhaltung. Sorry liebe Thurs, für mich ein Buch für die Couch oder bequemen Sessel und einem Glas Rotwein ;-), es muss gemütlich sein und aufgeräumt :-).
Danke für Deine neugierigmachende Rezension !

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