Cover des Buches Käse (ISBN: 9783351036393)
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Rezension zu Käse von Willem Elsschot

Ein gelbes Buch...

von Miamou vor 8 Jahren

Kurzmeinung: In der Kürze liegt die Würze :-) In den Niederlanden Kult und das zurecht...

Rezension

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Miamouvor 8 Jahren

In „Käse“ von Wilhelm Elsschot findet man folgende Wörter: Käsetraum, Käsefilm, Käseunternehmen, Käsetag, Käsekampagne, Käsemine, Käsewelt, Käseschiff, Käsehandel, Käsefach…ja, man könnte noch einiges aufzählen, Elsschot nennt sie „Elemete“ und tatsächlich kommen sie alle irgendwo in der Handlung vor.


Zusammen hängen die „Elemente“ mit Frans Laarmans. Ein Familienvater, der als Büroangestellter bei einer Shipbuilding Companie arbeitet. Ein sicherer Job, aber für ihn zu langweilig, zu monoton. Da macht ihm einer seiner Freunde den Vorschlag ins Käsegeschäft einzusteigen. Er könnte dort sein eigener Herr sein. Gesagt, getan und so kommt es, dass Laarmans plötzlich tonnenweise vollfetten Edamer in seinem Keller bunkern muss. Aber wie wird er sie wieder los? Da sind nun guter Rat und viele Ideen notwendig.


Erst im Nachwort wird verraten, dass Wilhelm Elsschot mit seinem Helden Frans Laarmans eine ganze Reihe auf die Beine gestellt hat. Jedes dieser Bücher bearbeitet ein zentrales Thema. In „Käse“ geht es darum, dass man aus seinem gewohnten Trott herausbricht und sich den Traum von Unabhängigkeit erfüllen mag. „Käse“ spielt 1933 (was eigentlich auch erst sehr spät klar wird), die Zeit nach der „Goldenen 20er“. Die Wirtschaftskrise scheint vorüber, aber sie ist es dann doch nicht. Diese Atmosphäre ist in dem Büchlein kaum spürbar, sondern erst nach dem Lesen ein wenig greifbar.


In den Niederlanden sind die Bücher von Wilhelm Elsschot bereits Kult und das absolut zurecht. Er nimmt sich dem kleinen Mann an, also jemanden, den man täglich auf der Straße trifft. Frans Laarmans ist schon seit einigen Jahren mit seiner Frau verheiratet und hat zwei Kinder. Er ist kein verklärter Typ und hat sehr realistische Züge…und er hat Träume. Zwar wirkt er in der Handlung von „Käse“ die meiste Zeit ein wenig naiv, aber schlussendlich kann er dann doch sehr realistisch einschätzen wie seine Lage ist und er schlägt sich dann doch wieder auf die sichere Seite. Seine Frau kommt in der Handlung nur sehr wenig vor, aber sie wirkt sehr charakterstark und sie unterstützt ihren Mann. Ein sehr schöner Zug von ihr und sie schickt ihn auch nicht gleich in die Wüste, obwohl es für ihn nicht gleich nach Wunsch klappt.


„Käse“ wird als Briefform geschrieben, darum ist das Buch eigentlich auch sehr kurz. Frans erzählt in der Ich – Form und es gibt eine gewisse emotionale Verbindung zu ihm, trotzdem kann man als Leser auf einer gewissen Distanz bleiben, sodass man auch der beobachtende Zuschauer bleiben kann und deswegen auch über Frans Handlungen schmunzeln kann. Besonders dann, wenn er sich vor seinen „Freunden“ toll darstellen will. Er will auch etwas gelten (auch ein sehr alltäglicher, menschlicher Zug).


Es ist fast schwer, noch mehr zu diesem Buch zu schreiben, weil es so kurz ist, dass es eigentlich schon wieder vorbei ist, bevor es richtig anfängt. Es ist wirklich eine nette Lektüre für Zwischendurch ohne aber oberflächlich zu sein. Man muss auf jeden Fall auch ein wenig zwischen den Zeilen lesen. Da es ja die schon angesprochene Reihe gibt, werde ich mich sicher noch weiter nach Frans Laarmans und seiner Crew umsehen.

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