Cover des Buches Unter der Asche die Glut (ISBN: 9783401047768)
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Rezension zu Unter der Asche die Glut von Willi Fährmann

Rezension zu "Unter der Asche die Glut" von Willi Fährmann

von mabuerele vor 12 Jahren

Rezension

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mabuerelevor 12 Jahren
Als Christian Fink 1933 seine Verwandten in Berlin besucht, erlebt er hautnah die Auseinandersetzung zwischen Nazis und Kommunisten. Christian verlässt Berlin, um in Zwickau an der Zieglerschule eine Ausbildung zu beginnen. Doch er ist zu jung. Er bekommt die Zusage, im nächsten Jahr an der Schule anfangen zu können. Wieder zu Hause beginnt Christian im Pferdestall zu arbeiten. Er schließt sich der katholischen Jugendorganisation, der „Schar“, an. Doch ihr Bewegungsspielraum wird immer weiter eingeschränkt. Zuerst wird die Zeitung verboten, dann die Uniform. Im Jahre 1935 soll in Rom ein großes Zeltlager aller katholischen Jugendgruppen stattfinden. Christian entscheidet sich, die Reise zu Fuß zurückzulegen. Der Roman beleuchtet den Aufstieg der NSDAP und den Beginn der Nazidiktatur aus völlig neuer Sicht. Im Mittelpunkt stehen katholische Jugendliche, die sich nicht Gewalt und Vereinnahmung beugen wollen. Doch sie werden in Deutschland keine Zukunft haben… Sehr überzeugend wird dargestellt, wie die politische Entwicklung tief in das Gefüge der Familie eingreift. Viele sehen die ersten Erfolge im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit, aber nicht die Gefahren. Auch die katholischen Jugendgruppen zerfallen nach und nach. Ein Studium oder eine begehrte Lehrstelle setzen die Mitgliedschaft in der HJ voraus. Verrat in den eigenen Reihen kommt dazu. Anna, Christians technisch begabte Schwester, muss sich sagen lassen, dass sie als Frau andere Aufgaben hat als zu studieren. Elfie Mandelbaumer, eine Halbjüdin, ist Christians Reitschülerin. Zu ihr eingeladen, fühlt sich Christian in diesem Milieu, dem gehobenen Bürgertum, nicht wohl. Es dauert lange, bis die Mandelbaumers die Gefahr erkennen, die ihnen in Deutschland droht. Erschreckend für mich war, dass auch in Kreisen der katholischen Jugend das Vorgehen der Nazis gegen Juden und Kommunisten anfangs befürwortet wurde. Der Autor zeichnet ein realistisches Zeitgemälde der Jahre 1933 – 1935 in Deutschland. Es wird deutlich, warum der Sieg den Nazis so leicht gemacht wurde. Der Katholizismus verlässt sich auf die Übereinkunft zwischen dem Papst und der deutschen Regierung. Doch die Gleichschaltung aller Jugendlichen ist längst beschlossene Sache. Und es sind erst die Anfangsjahre der Nazidiktatur… Auf seinem Weg nach Rom trifft Christian mehrere Personen, die ihn den Terror und die Gefahren in Deutschland glaubhaft vermitteln. Mit der Rückkehr hat er seine Entscheidung gefällt… Der Autor zeichnet ein realistisches Zeitgemälde der Jahre 1933 – 1935 in Deutschland. Es wird deutlich, warum der Sieg den Nazis so leicht gemacht wurde. Das Buch ist für Jugendliche geschrieben. Die Charaktere sind gut dargestellt. Die Zerrissenheit der jungen Menschen, ihr Ringen nach einem Weg in die Zukunft wird glaubhaft und jugendgemäß vermittelt. Christian eignet sich als Identifikationsfigur. Seine Angst bei der Reise mit Elfie ist nachvollziehbar, sein Absturz in Zwickau auch. Ich denke, es ist ein wichtiges Buch, wenn wir uns mit unserer Vergangenheit auseinandersetzen wollen und Lehren für die Zukunft daraus ziehen. Auf fast sachliche Art führt es die jungen Leser in die nahe Vergangenheit. Andererseits befürchte ich, dass die knapp 600 Seiten manchen jungen Leser abschrecken werden.
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