Rezension zu "Schmetterlinge weinen nicht" von Willi Heinrich
Der Inhalt in aller Kürze:
Eine Liebesgeschichte, die nicht sein sollte und trotzdem ist.
Der Fabrikant Karl Engelmann, 56 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei Söhnen verliebt sich in die 36 Jahre jüngere Cilly. Das sind nicht die besten Voraussetzungen für eine glückliche Liebesgeschichte. Engelmann muss sich zwischen seinem Familienleben mit geordneten Verhältnissen un dem Abenteurer mit einer jungen Frau entscheiden. Träumen die beiden vom gleichen Leben oder gehen die Vorstellungen für ein gemeinsames Miteinander zu weit auseinander?
Die Protagonisten:
Da das Buch in den 1960er Jahren geschrieben wurde, muss man auch die Protagonisten vor diesem Hintergrund beachten.
Cilly ist anfangs ein junges Mädchen, das große Erwartungen an die ihr bis dahin unbekannte Welt der Erwachsenen hat. Sie empfindet eine starke, manchmal unpassende, Liebe zu ihrem Vater, die ihren Blick auf Männer und auch auf Karl stark beeinflusst. Es macht Spaß ihre persönliche Entwicklung im Verlauf der Geschichte mitzuverfolgen und voll und ganz in ihren Gedanken einzutauchen, die ein ums andere Mal von Zerrissenheit gezeichnet sind.
Karl Engelmann ist ein gestandener Mann, der sich in seinem Leben angekommen fühlt – bis zu der Begegnung mit Cilly. In ihm wächst der Konflikt zwischen seinen konservativen, aber sicheren Familienmustern und der jungen Frau an seiner Seite, die ihm selbst das Gefühl gibt noch einmal jung zu sein.
Diese sehr emotionale Konfliktsituation wird durch Cillys Freundin Laura und dem jungen Mann Wolfgang noch verstärkt, ebenso natürlich durch Karls Familie und seinen guten Freund Alfred. Auch Cillys Eltern erschweren die Beziehung zu Karl, da sie sich einen solch alten Partner nicht für ihre Tochter wünschen und vorstellen können.
Man wünscht den beiden eine einfachere Welt, in der sie ihren Traum ungestört ausleben könnten.
Der Schreibstil und die Wirkung des Buchs:
Manchmal war es ein kleiner Kampf das Buch flüssig zu lesen, da es spürbar aus einem anderen Jahrhundert stammt. Die Geschichte hat einen roten Faden und sie weckt echte Emotionen im Leser. An einigen Stellen wird die sexuelle Beziehung der beiden beschrieben und aufgegriffen, auch die teilweise naiven Vorstellungen Cillys über die körperliche Beziehung zwischen Mann und Frau. Und trotzdem wird nie mit eindeutigen Wörtern darüber geschrieben, was genau gerade zwischen den beiden passiert oder wo Cilly gerade von Karl berührt wird. Das erhält wiederum die Reinheit der Beziehung.
Abschließendes Fazit:
Das Buch beschäftigt sich sehr offen mit der Situation einer jungen Liebhaberin und zeugt dass es nicht immer _das_ Gute oder Schlechte im Leben gibt, sondern dass das Leben durch viele Grauzonen gezeichnet ist, die behutsam gegeneinander abgewogen werden müssen.