Rezension
So recht kann sich niemand in den benachbarten Kolonien Deutsch- und Britisch-Ostafrika vorstellen, dass man gegeneinander Krieg führen soll. Warum und wofür? Man pflegt beste Nachbarschaft fern der Mutterländer. Aber der Erste Weltkrieg findet eben nicht nur in Europa statt. Allerdings gehen alle davon aus, dass der Krieg in Afrika schnell beendet wäre, weil die Soldaten „dahinschmelzen würden wie Eis“. Das hofft auch Temple Smith, dessen Farm besetzt und die wertvollen Maschinen von den Deutschen konfisziert wurde. Das schmerzt ihn mehr als der Tod seines Sohnes... Auf der anderen Seite steht der pflichtbewusste Engländer Gabriel Cobb, der (wie wohl viele) eher seiner Herkunft wegen als aufgrund besondere Befähigungen zum Offizier ernannt wurde. Er überlebt zahlreiche Schlachten, wird von den Deutschen gefangen genommen und verliebt sich in eine füllige deutsche Offiziersgattin.
William Boyd beschreibt eine weitgehend unbekannte Seite des Ersten Weltkriegs auf eine Weise, dass man nicht versteht, warum überhaupt jemand diesen Krieg gewinnen konnte. Auf beiden Seiten herrschen tiefe Inkompetenz und Unfähigkeit. Die Absurditäten wären komisch, wenn es nicht um Krieg ginge. In seinem opulenten Roman fertigt Boyd so Krieg und Kolonialismus in einem Abwasch ab.