Rezension zu "Blue Highways" von William Least Heat Moon
Blue Highways ist der 1982 erschienene „Erstling“ des amerikanischen Autors William Least Heat Moon. Seine indianischen Wurzeln dokumentiert der gebürtige William Trogdon mit seinem Künstlernamen. Als direkter Nach-fahre der Osage bezieht er sich auf eine Aussage seines Vaters. „Mein Name ist Heat Moon – Dein älterer Bruder heißt Little Heat Moon und Du als Letztgeborener heißt Least Heat Moon“.
William Least Heat Moon ist Doktor der Philosophie und hat lange Jahre als Professor der englischen Sprache an amerikanischen Universitäten gelehrt.
In seinem autobiographischem Roman schildert er seine Erlebnisse während einer dreimonatigen Reise durch die Vereinigten Staaten, die er unternahm nachdem er seinen Job als Lehrer verloren hatte und von seiner Frau ver-lassen worden war. Er fuhr 13 000 Meilen in seinem Van „Geistertanz“ und versuchte dabei, sich auf Neben-straßen zu konzentrieren und große Städte zu meiden.
So begleiten wir den akademischen Aussteiger mit indianischen Wurzeln durch ein von Fast-Food-Ketten weitgehend verschontes provinzielles Amerika. Auf der Suche nach seinem eigenen seelischen Gleichgewicht bereist er abgelegene Regionen und wählt kleine Orte wie Nameless, Hachita oder Bagley aufgrund ihres seltsamen Namens aus. Er begegnet faszinierenden Menschen und lässt diese in seiner Reisechronik ausführlich zu Wort kommen. Man erfährt, welchen Sinn es macht, in einer der trockensten Regionen Amerikas ein Boot im Garten eines Wohnhauses zu bauen und trifft am Straßenrand auf den wiedergeborenen Christus in seiner neuen Rolle als kreuztragender Tramper.
Heat Moon befindet sich auf einer Pilgerreise ohne feste Route, in deren Verlauf er tiefe Einblicke in seine Seele gewährt, aber auch ein Amerika abseits der bekannten Klischeebilder zeichnet. Obwohl man für ihn hofft, dass er sein Ziel und damit seine Balance erreicht, wünscht man sich, dass die Reise niemals enden möge.
Das Buch führte die Bestsellerliste der New York Times über 32 Wochen lang an und gilt immer noch als eines der Kultbücher der amerikanischen Reiseliteratur – ein seelisches Roadmovie, das den Leser mehr als in den Bann zieht.
Ich schlief in meinen Träumen nächtelang mit William im dessen umgebautem Van, ließ mich mit ihm über die Blue Highways (in den amerikanischen Straßenkarten blau markiert als Nebenstrecke) treiben und genoss die Unterhaltungen mit den Menschen am Rande der Route. Ob ich meine Balance wiedergefunden habe, als er abrupt sein Reiseziel Chicago erreichte darf jedoch bezweifelt werden. Ich habe lange unter seiner Ankunft gelitten.....ein großes Buch.