Die Vorschau klingt eigentlich ziemlich harmlos, aber dennoch interessant, was auch der Grund war, mehr über diese Saga erfahren zu wollen. Taucht man dann in die Geschichte ein, stellt man anhand des Covers mit den düsteren Wolken und der unruhigen See fest,da kommt Drama und Spannung auf. Und so ist es auch.
Das, was die junge Jenny Taggart erleben muss, ist so unglaublich, eigentlich kommt man gar nicht richtig zum Durchatmen, weil es so viel gibt, was ihr in ihrem jungen Leben passiert. Dieses Gefühl der Hilflosigkeit, der ungerechten Justiz und all der Grausamkeit, die ihr auf der langen Schiffsreise und in Australien begegnet.
Es ist kein sanfter Roman, denn wie man in Geschichtsbüchern nachlesen kann, ist die Ansiedlung in Australien von Machtkämpfen, Intrigen, Auseinandersetzungen mit den Einheimischen, Neid, Hass, Plünderungen, Hunger, Dürre, Verrat, Übergriffen, Fluchtversuchen, Strafvollzug und vielem mehr verbunden. Allerdings ist auch die Schifffahrt nicht ohne und ich muss sagen, dass Frank Stieren diese Geschichte mit aller Dramatik, all den Geschehnissen super rübergebracht hat. Besonders durch die vielen männlichen Parts hat es super gepasst, dass ein Mann die Geschichte liest und dadurch, dass ich das Buch gehört habe, war wesentlich mehr Stimmung und Spannung und die Charaktere wurden viel lebendiger, als wenn ich es für mich gelesen hätte. Eine angenehme Stimme, die die jeweiligen Personen toll präsentiert hat.
Ein wenig schwierig fand ich es, mich mit den ganzen Namen und deren Rollen zurechtzufinden, auch weil am jeweiligen Handlungsort immer wieder neue dazu kamen. Aber irgendwann hat man den Bogen einigermaßen raus.
Was Jenny betrifft, so fand ich sie sehr mutig, kämpferisch und tapfer trotz allem, was geschieht und wie viel Leid und Unrecht sie ertragen muss. Aber ab und zu konnte ich ihre Handlung leider nicht nachvollziehen - zu naiv, zu kindisch und ignorant, ohne an die Folgen zu denken. Deshalb wirkte es manchmal wie eine Aufzählung von Ereignissen, die kaum Luft zum Atmen zuließen, dabei das Tiefgründige und persönliche, nahbare etwas auf der Strecke blieb. Ein wenig positive Erlebnisse dazwischen hätten der ganzen Handlung gutgetan, um die Stimmung etwas aufzulockern.
Es ist eine Geschichte voller Dramatik, Schicksalsschlägen, Eindrücke der Lebensweise der Aborigines und geschichtlicher Hintergründe. Sehr fesselnd und actiongeladen geschrieben, obwohl die Liebesgeschichte, wie ich sie erhofft hatte anders als erwartet und eher rau und trocken ist.
Jennys Geschichte geht ja noch weiter und ich hoffe, dass es in den folgenden Teilen zwar spannend, aber dennoch entspannter zugeht. Ich bin mir noch nicht schlüssig, ob ich die anderen 11 Teile auch noch lesen oder hören möchte, jetzt muss ich erstmal durchatmen.