Wunderschöne Irische Erzählungen über das Glück, über das Leben die Liebe. Es ist so vielschichtig und unterschiedlich wie das Leben selbst. Ein kleiner Juwel für Trevor Fans und eine ganz tolle gebundene Ausgabe vom Hoffmann und Campe Verlag. Ein tolles Geschenkbuch für Literaturliebhaber und Irland Fans.
William Trevor
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von William Trevor
Felicias Reise
Liebe und Sommer
Geborgtes Glück
Die Geschichte der Lucy Gault
Letzte Erzählungen
Der Tod des Professors
Turgenjews Schatten
Seitensprung
Neue Rezensionen zu William Trevor
10 Geschichten ließ der irische Schriftsteller Trevor zurück, die erst nach seinem Tod (2016) veröffentlicht wurden. Sie lassen alle eine kleine Wehmut spüren und wer Geschichten mit happy-end sucht, dem rate ich, die Finger davon zu lassen!
Sinnvoll ist es auch, jede Geschichte einzeln zu lesen und dann sacken zu lassen! Dann hat der Leser die Möglichkeit, sie zu drehen und zu wenden, andere Geschichtsenden zu überlegen und zu sinnieren, was die Aussage derselben war.
Was macht aber den Reiz der Geschichten von Durchschnittsmenschen und alltäglichen Situationen aus? Antwort: die Sprache des Autors! William Trevor schafft es bei jeder der 10 Erzählungen, dass sich der Leser mitten in der Geschichte fühlt. Einfach faszinierend! Und nachhallend!
Ich überlege schon die ganze Zeit, welche ich davon favorisiere - ich kann mich aber nicht entscheiden! Jede hat ihren eigenen Reiz und keine ließ mich unbeeindruckt zurück!
In den zehn Kurzgeschichten, die aus dem Nachlass des irischen Schriftstellers William Trevor stammen, kommen diejenigen gescheiterten Gestalten zum Leser, die die Gesellschaft an den Rand gedrängt hat.
Die Geschichten sind gut geschrieben und ganz unterhaltsam, wenn man offene Enden mag. Sie haben keine Conclusio. Was sie zu bedeuten haben, darüber mag man eine Weile grübeln. Der Autor hilft nicht, die Interpretation obliegt dem Leser.
Vielleicht ist unsere Gesellschaft mit viel mehr dieser Menschen gefüllt, den Gescheiterten und Scheiternden, den Ausgegrenzten, als wir wahrhaben wollen und Autoren wie Trevor müssen uns darauf aufmerksam machen, dass sie quasi überall sind, sogar in der Nachbarschaft und nicht so sehr die Ausnahme, wie wir vermuten und hofften.
Es sind Alltageschichten, in denen die Verluste nicht riesengroß sind und der Schmerz niemals in die Zeitung gelangt. Die Szenen kommen uns daher auch bekannter vor als wir wollen und lassen, wenigstens kurz, bestürzt innehalten.
Im einzelnen:
(1) Da ist eine ältliche Klavierlehrerin, die seit Jahr und Tag auf den Ausnahmeschüler wartet, der ihr zeigt, dass ihre Mühen nicht vergeblich sind. Und tatsächlich, er erscheint. Aber dann ist alles anders als erhofft. (2) Ein paar Gelegenheitsarbeiter entscheiden, dass ein Mord sie nichts angeht, (3) Eine tiefe Freundschaft geht an einer gestohlenen Liebe zugrunde, (4) Ein Bankkunde hat vielleicht KO-Tropfen benutzt, vielleicht aber auch nicht, der Leser reime sich zusammen, was er sich zusammenreimen möchte. (5) Sowohl ein älterer Mann wie auch eine ältere Frau verlieren ihre jeweiligen Ehegatten, aber das Schicksal behandelt nur einen von ihnen gut. (6) Eine ausländische, ausgenützte Haushaltshilfe ist tot und kein Schwein kümmert sich darum, was war ihr Lebensinhalt, fragt sich ein Geistlicher, (7) Liebe ist leider sehr oft einseitig, das ist schwer zu verstehen, da es doch Liebe ist, (8) Ein Mann verliert sein Gedächtnis, aber nicht seine Welt und eine Frau hätte ihre Moral wiederfinden können, entschied sich aber anders, (9) Ein unentschlossener Mann steht zwischen zwei Frauen, die sich das klaglos gefallen lassen und (10) ein Vater belügt seine Tochter schamlos. Als sie die Chance hat, die Wahrheit zu erfahren, kneift sie.
Es sind Geschichten von Begegnungen und Begebenheiten. Sie beruhen auf dem Zufall. Das Leben ist Zufall und Schicksal? Das Aufeinandertreffen diverser Menschen hat keine großartigen Auswirkungen. Es ist im Kleinen aber doch bedeutsam. Oder hätte bedeutsam sein können, wenn die Protagonisten Bedeutung zugelassen hätten. Das lehrt uns der Autor. Letztlich hat man eine Wahl. Doch wird sie selten verwirklicht, da Chancen nicht als solche erkannt und begriffen und darum leichtfertig in den Wind geschlagen werden.
Ein wenig verstörend sind diese letzten Geschichten Trevors schon, sie sind ausnahmslos deprimierend und trostlos, ohne direkt morbide zu sein und in jeder von ihnen ist eine Menge Gesellschaftskritik verborgen. Wenn man drüber nachdenkt. Als Testament, als letzte Geschichten des Autors William Trevor, die unveröffentlicht in seiner Lade lagen, könnte man vage auf die Idee kommen, der Autor scheine nicht viel von der Menschheit gehalten zu haben.
Fazit: Ergreife deine Chance (auf eine Veränderung), wenn sie sich bietet.
Kategorie: Kurzgeschichten
Verlag: Hoffman & Campe, 2020
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