Wim Wenders

 4,7 Sterne bei 6 Bewertungen
Autor*in von Der Himmel über Berlin, Die Logik der Bilder und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Der Regisseur, Autor und Fotograf Wim Wenders ist einer der bedeutendsten deutschen Filmemacher. Bekannt wurde er vor allem durch Paris, Texas (1984), Der Himmel über Berlin (1987), Pina (2011) und Das Salz der Erde (2014, Ko-Regie), einem Dokumentarfilm über Sebastião Salgado. Viele Filmemacher, Künstler und Fotografen wurden von seinen Werken beeinflusst, darunter sein Freund, der verstorbene Peter Lindbergh.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Wim Wenders

Cover des Buches Der Himmel über Berlin (ISBN: 9783518024065)

Der Himmel über Berlin

(3)
Erschienen am 20.06.2005
Cover des Buches Peter Lindbergh. Untold Stories (PHOTO) (ISBN: 9783836579919)

Peter Lindbergh. Untold Stories (PHOTO)

(3)
Erschienen am 15.03.2023
Cover des Buches Die Logik der Bilder (ISBN: 9783886610945)

Die Logik der Bilder

(0)
Erschienen am 29.09.2022
Cover des Buches The Act of Seeing (ISBN: 9783886611249)

The Act of Seeing

(0)
Erschienen am 01.01.1991
Cover des Buches Einmal (ISBN: 9783829607100)

Einmal

(0)
Erschienen am 01.03.2015

Neue Rezensionen zu Wim Wenders

Der erste Eindruck irritiert…

Beim ersten Blick auf das Titelbild an kommen spontan die Gedanken auf: drei Frauen, alles in Grautönen gehalten, der Buchrücken in Schwarz -  ist ja eine triste Angelegenheit.

Besonders einladend schauen mich die Frauen – eher Mädchen denn Frauen – auch nicht gerade an. Beginnen wir mit der Rechten: eher ausdruckslos, kühl, abweisend, emotionslos fixiert sie einen Punkt irgendwo links außerhalb des Bildes. Die junge Frau in der Mitte sieht mich wenigstens an, leicht geöffneter Mund, aber auch eher abweisender Blick und ebensolche Mundwinkel. Eine leichte Regung zeigt die linke junge Frau - auf den gleichen Fixpunkt blickend, weg von mir, aber Augen und Mund signalisieren zumindest eine positive Emotion.

Ansonsten keine gestylten Haare, kein sichtbares Make-up – nur Frauen mit nonnenhaften Kopftüchern. 

Im Hintergrund dominiert ein riesiges Rad einer Maschine, schroffer Gegensatz zu den Gesichtern – der Rest verschwindet undefiniert.

Und das alles in Schwarz-Weiß beziehungsweise in Schwarz-Grauschattierungen..

Wer sich schon einmal ein kleines bisschen mit Peter Lindbergh beschäftigt hat, weiß, dass diese in dunkle Gewänder gehüllte, den Kopf mit Hauben bedeckte Frauen nicht als simple Kleiderständer hochwertige Mode präsentieren, sondern, dass  Peter Brodbeck (so sein richtiger Name) ein neues Genre der Modefotografie entwickelt hat – aber dazu später.

Beim Weiterblättern sieht man von einer kaum befahrenen Seitenstraße auf eine weitere Straße – nur ein Auto bewegt sich – die restlichen stehen am Straßenrand oder vor einem - nomen est omen – Desert Village Motel in einer trostlos anmutenden Gegend.  

Und schon kommen Erinnerungen in den Sinn - Hitchcocks ‚Vögel‘ sieht man förmlich.

Es folgen Portraits, überrascht, verschlafen, enttäuscht, den Tränen nahe, verzweifelt, erotisch, lasziv, märchenhafte Szenen mit Nebelschwaden und Bedeutungslicht, schaurig-schöne Naturaufnahmen. Inszenierungen mit surrealen, skurrilen Posen. 

Flüchtig eingefangene Alltagssituationen wechseln sich ab mit ungeschminkten, ungestylten Momentaufnahmen und stehen anschließend im starken Kontrast mit beinahe militärisch strengen Szenen, in denen die Models fast ehrfürchtig und züchtig posen. Mal vor riesigen Industrieanlagen, mal vor aufgegebenen architektonischen Zeitzeugen, deren ästhetische Schönheit der Photograph so ganz nebenbei wieder ins Gedächtnis ruft. Geballte Fäuste der auf maskulin getrimmten weiblichen Models zeigen aber auch, wie entschlossen der klein wirkende Mensch die riesigen Maschinen geplant und erschaffen hat und diese beherrscht. 

Selbst die Mittagspause am Set wird zur Geschichte – authentisch entspannen vier starke Frauen, vier Männer bleiben im Bild unscharf, bedeutungslos im Hintergrund.

Wir werden Augenzeuge einer nicht erwarteten persönlichen Nähe Peter Lindberghs zu seinen überwiegend weiblichen Models. Diese Nähe zeigt eine Vertrautheit zwischen den Akteuren, sie lässt vergessen, dass  einen Kamera in der Nähe die ehrliche, ungeschminkten Wahrheiten und Stimmungen einfängt.

Lindberghs Frauen kommen nicht als hübsche Supermodels, nicht als unnahbare Ikonen rüber, sondern als Frauen in ihren individuellen natürlichen Schönheiten, in der Leichtigkeit eines zufälligen ungezwungenen Schnappschusses. 

Lindberghs Auge sucht die Schönheit nicht als Endergebnis einer langen Styling-Sitzung um Mode in den Vordergrund zu spielen, sondern als Zeichen eines von innen kommenden, weiblich-menschlichen Wohlergehens – mit dem Recht, auch noch dem Kind in seinen Models einen Platz zu lassen.

Mode wird nicht zur Hauptsache, sondern zum gleichwertigen Partner zwischen Frau in ihrer natürlichen Schönheit und selbstbewussten Weiblichkeit.

Zurück zum Titel. Erst nach einigen Seiten machen die ‚nicht erzählten Geschichten‘ einen Sinn. Fast jede Seite fordert den Betrachter förmlich auf, sich eine Geschichte dazu auszudenken. Nach kurzer Zeit gelingt das dann recht gut. Manchmal sieht man auch die imaginären Sprechblasen.

Mir persönlich scheint die eine oder andere Aufnahme danebengegangen zu sein, nicht sonderlich gelungen. Manche Fotos erschienen eher als unnötiger Füller, deren Auswahl und Geschichte sich nur Peter Lindbergh erschloss.

Aber – selbst blättern ermuntert zur Suche nach eigenen Geschichten.

Die Bildseiten werden von einem Vorwort, einem rührenden Nachruf Wim Wenders und einem Interview mit dem Fotografen und Felix Krämer unterbrochen (alle Texte in Englisch). Wir finden sie wieder gegen Ende – wie gewohnt bei Taschen auch in Deutsch und Französisch, bereichert durch eine Zusammenstellung aller Bilder mit einer Kurzinformation.

Nach einer Biographie und dem Dank an alle Mitwirkenden schließt der Bildband mit weiteren Aufnahmen – click –click –click.



Cover des Buches Peter Lindbergh. Untold Stories (PHOTO) (ISBN: 9783836579919)
Kristall86s avatar

Rezension zu "Peter Lindbergh. Untold Stories (PHOTO)" von Felix Krämer

Kristall86
Pur und unverfälscht

Man muss kein großer Kenner in der Modewelt sein, aber diesen Namen unter den Fotografen kennt man einfach: Peter Lindbergh. 

In diesem wunderschönen und großen Buch werden bekannte aber auch noch nie gezeigte Werke des Genies veröffentlicht. 

Lindbergh war ein Meister der natürlichen Fotografie. Er wollte immer alles pur, ohne Schnörkel, ohne Make-up wenn‘s geht und ohne große Highlights. Er liebte das Minimalistische und bevorzugte beim fotografieren zumeist schwarz-weiß. Wenn man sich diese ausdrucksstarken und gewaltigen Bilder hier betrachtet, weiß man auch warum. Er spielte mit Schatten und Licht, brachte jedes Fältchen in den Fokus, denn genau das war für ihn wahre Schönheit - die pure und wahre Sicht auf den Menschen. 

„Er hat sie ja alle vor der Linse gehabt!“....diesen Spruch können nicht alle Fotografen von sich behaupten, aber wer schon mal mit ihm zu tun hatte, würde das wohl nie vergessen. Es gab Interviews mit Models, die meinten, sie hätten sich noch nie so pur und schön vor einer Kamera gefühlt wie bei Peter Lindbergh. Kein Wunder! Er war einfach ein Meister seines Fachs. Er war unaufgeregt, ruhig und still. Aber nicht nur Menschen hatten es ihm angetan. Er liebte ebenso die Objektfotografie und stellte auch Landschaften ins richtige Licht.


„Untold Stories“ ist genau die Ausstellung seiner Werke im Düsseldorfer Museum Kunstpalast, die er selbst kuratiert hatte.....noch kurz vor seinem Tot. Sie war sein „Herzensprojekt“, es war sein Werk und wird jetzt sein Vermächtnis. Seine Bilder in dieser Ausstellung kommen teilweise aus den 1980ern aber auch aus dem hier und jetzt und man merkt genau, Lindbergh ist seinem Stil immer treu geblieben beim fotografieren, aber die Welt hat sich grundlegend verändert. Er zeigt es uns genau und man kann regelrecht in seinen Bildern festfrieren vor Begeisterung.

Lindbergh wollte immer, das man über seine Bilder nachdenkt, das man etwas fühlt dabei. Er wollte nie den perfekten Körper fotografieren, sondern Menschen wie du und ich....Ich finde es ist ihm grandios gelungen und er wird definitiv fehlen auf dieser Welt.  Keiner hatte so einen Blick wie er.


Zur Optik und Haptik: das Buch ist gewaltig groß und das auch zurecht. Die Bilder müssen wirken und das schafft man nur durch gewisse Größe. Es ist dabei dennoch handlich und man kann es gut auf dem Schoß liegen lassen und darin blättern. Die Seiten haben eine sehr interessante Stärke - sie sind in gewisser Weise dünn, aber irgendwie auch nicht. Ich beschreibe sie mal als „feinfühlig“. Peter Lindbergh hat es selbst gewählt und das macht dieses Buch zu etwas ganz persönlichem....ein Nachlass für jeden zugänglich wenn man so will. Einziger Nachteil: das Buch riecht ungemein...

Der schwarze Leinenrücken mit der schwarz-geprägten/gestanzten Schrift ist sehr elegant und stilvoll. 

Das Buch endet mit einem sehr intensiven Gespräch mit Felix Krämer (Direktor des Kunstpalasts) und Worten von Wim Wenders, einem langen Freund Lindberghs.


Dieses Buch ist optisch und haptisch ein wunderbares Stück Kunst und das ganz im Sinne von Peter Lindbergh - es hätte ihm gefallen, wenn jeder sich seine Werke betrachtet und sich in ihnen verliert...

Puristische und unverfälschte 5 von 5 Sterne!

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