Rezension
Julia öffnet die Augen. „Sind wir schon im Himmel?“
„Ich bin noch nie so hoch geflogen.“
Julia strahlt ihn an und flüstert: „Nur Engel fliegen höher.“
„Nur Engel fliegen höher“ ist gleichzeitig der Titel des Romans von Wim Westfield, der vielleicht auch als versteckte Andeutung an das Ende der Geschichte gesehen werden kann. Doch davon möchte ich natürlich nicht sprechen.
Julia und Jonas begegnen sich zufällig auf der Transitstrecke bei Greifswald. Es ist das Jahr 1988, die DDR ist noch existent und die Grenzen sind geschlossen. Schon bei ihrer ersten Zusammenkunft verlieben sich die beiden, es ist Liebe auf den ersten Blick. Das Problem an der Sache ist, dass Julia Amerikanerin ist, die in West-Berlin lebt und Jonas DDR-Bürger. Ein schwieriger Start. Und es wird noch schwerer.
Schon nach ihrer ersten Liebesnacht in einer Klosterruine werden sie von der Stasi abgefangen. Julia hat unerlaubt den Transit verlassen, doch sie wird höflich darauf hingewiesen und darf weiterfahren. Jonas hingegen wird festgenommen, ihm wird vorgeworfen, sich mit einer feindlichen Macht getroffen zu haben und gegen den Staat zu arbeiten.
Doch das hält die beiden nicht davon ab, sich weiterhin zu treffen und somit spannt die Stasi ein Netz um die beiden, das immer enger zugezogen wird. Julia darf schließlich nicht mehr in die DDR einreisen und Jonas wird der Pass entzogen. Als Julia merkt, dass sie von Jonas schwanger ist, beginnt eine weitere, harte Probe.
Wim Westfield hat einen wunderbaren Liebesroman vor den historischen Ereignissen der Gräueltaten der ehemaligen DDR geschrieben. Er gibt Einblick darauf, wie sehr die Stasi vermeintlich feindlich gesinnten Bürgern das Leben durch Verhöre, allgegenwärtige Verfolgung und Willkür zur Hölle gemacht hat. Sehr spannend, da man beim Lesen unweigerlich wissen möchte, wie es ausgeht, ob die beiden Protagonisten zusammenkommen und gleichzeitig verstörend, wenn man liest, wie sehr ihre Liebe unterdrückt wird. Kaum zu glauben, dass dies erst Ende des letzten Jahrhunderts wirklich geschehen sein könnte.