Landarzt Dr. Steinkauz hat den Absprung verpasst und, obwohl bereits reichlich in die Jahre gekommen, erhält er seine Praxis aufrecht, damit Bad Heiterbach und Soichgrub nicht ohne Arzt da steht. Allerdings hat er mehr Alibifunktion, denn um die Patienten kümmern sich hauptsächlich Liesel Sumpfmoser, Arzthelferin, knapp unter Mitte Vierzig und Minna, Krankenschwester, knapp über Ende Sechzig. Rezepte, Krankschreibungen, Atteste und sogar Totenscheine sind ganz deren Ding. Doch als immer mehr in die Jahre gekommene Patienten sterben und dazu noch eine merkwürdige gelbe Farbe haben, wird sie misstrauisch und beginnt näher hinzuschauen.
Die Geschichte wird in Ich-Perspektive von Louise erzählt. Sie ist eher einfach gestrickt und dazu passt der Sprachstil. Man liest sich leicht durch die Seiten. Die Spannung kommt nur sehr langsam in Fahrt, das fand ich ein wenig schade.
Ich mag durchaus auch, wenn ich im Krimi lachen kann. Besonders anfangs hat mich der Autor auch wirklich des Öfteren zum Schmunzeln gebracht. Der dickliche Junge, der ein Attest für den Schwimmunterricht braucht, ist heute an der Tagesordnung, ebenso wie Hochbegabte und ADS Kinder. Die werden hier auf die Schippe genommen und auch Supermarktbäcker oder Globuli bekommen ihr Fett weg, das fand ich amüsant. Eine nette Idee ist bestimmt auch das Spiel mit schrägen Namen wie Aasgeier, Pottsau, Deppendorf oder Blöderhofer. Allerdings nutzt sich das auch ab. Ich kann durchaus lachen, wenn ab und an ein solcher vorkommt, wenn es aber eine wahre Flut wird, ist das nicht mehr ganz so mein Ding. Minna ein bisschen einfältig, auch das kann witzig sein. Stellenweise war mir aber auch das etwas zu viel. Eine Krankenschwester mit Ausbildung will nicht begreifen, dass bei Lidl und Aldi nicht um den Preis gefeilscht wird, oder weiß nicht, wo sich am Rad die Bremse befindet? Wie hat der Kriminaler einmal kommentiert? Das ist keine Praxis, sondern ein Irrenhaus, ganz unrecht hat er damit bestimmt nicht.
Regionalkolorit? Ja die dörfische Atmosphäre wird hier mit Landarzt, jeder kennt jeden und Tante Emma Laden schon transportiert. Allerdings habe ich es nicht als Hommage an die Heimat, empfunden. Wenn doch angeblich das Navi schon warnt: „Halt! Stopp, sie fahren in eine total beschränkte Zone Bei der nächsten Gelegenheit bitte wenden!“. Können nach dieser Warnung die Einheimischen den Schwaben, Hessen, Ossis oder Ausländern dann noch so weit überlegen sein, dass sie hier auch ihr Fett abbekommen?
Louise ist hier die Hauptperson. Sie nimmt es weder mit der Schweigepflicht, noch mit der Männerwelt so genau. Mit ihrer guten Oberweite und ihrer schlanken Frisur hat sie Oberkommissar Alexander Mausigel, davon überzeugt, dass man sich rein hypothetisch kurzschließen und mit den zu Verfügung stehenden Einzelressourcen und der erforderlichen Gesamtmotivation ein gemeinsam definiertes Ziel avisieren könnte. Das Gästebett ist schnell als Ziel auserkoren, schließlich kommt Louises Mann Rudi, der ehemaligen Fußballer erst in zwei Stunden wieder. Das reicht für ein Fundament für gute Zusammenarbeit. Minna, habe ich ja schon etwas beschrieben, erwähnenswert ist sicher auch noch ihr Dickschädel ab Werk. Landarzt Dr. Steinkauz Lieblingsbeschäftigung ist es hinter seinem Computer dem heiß geliebten Jagdsimulationsspiel zu frönen. Nur gut, dass Louise ab und an für Abwechslung sorgt, so wird nicht nur in der Heimat, sondern ab und an auch in Canada gejagt.
Alles in allem war ich mit „Schlachtplatte vegan“ leider nicht so glücklich. Etwas mehr Spannung und dafür etwas weniger dick aufgetragen, was die gewollt witzigen Szenen betrifft, dann hätte mich die Story sicher mehr Spaß gehabt.