Cover

Das Cover von Systemfehler hat mich sofort angesprochen. Das verzerrte WLAN-Zeichen, die warnenden Farben. Dazu noch der ansprechende Klapptext - all das hat mich überzeugt.



Geschichte und Charaktere

Alle Charaktere hängen direkt zusammen: Der Protagonist, Daniel Faber, kommt aus der IT-Branche und ist im Spiele-Marketing tätig. Die ersten Geschehnisse passieren in seinem Umfeld: Ein illegales Programm wird von seinem Sohn heruntergeladen, das Krankenhaus, in dem seine Schwester arbeitet wird gehackt, sodass nicht nur Daten verschwinden, sondern auch Menschen in Abhängigkeit von der Funktion der Maschinen versterben, das Flugzeug, in dem seine Frau ist, stürzt ab. Er gerät ins Visier der Behörden und fühlt sich somit unter Zwang gesetzt, auch selbst zu ermitteln und seine Unschuld zu beweisen.

Daniel selbst fand ich recht gut und glaubhaft gestaltet. Die vorkommenden IT-Erklärungen kauft man ihm als Fachmann aus der Branche ab.

Doch seiner Familie passiert irgendwie (grundlos!) viel zu viel und die Personen um ihn herum sind großteils recht anstrengend. Allen voran seine direkte Familie. Der Sohn, der nur nörgelt, nachdem der BND nach dem illegalen Downloads seinen Laptop beschlagnahmt hat - schlechtes Gewissen erstmal mehr oder weniger nicht vorhanden. Seine Frau, die nicht mehr weiß, ob sie mit ihm noch zusammen sein will und mit den Kindern alleine nach dem Flugzeugabsturz in den Wald stapft, Autospuren findet und diese wieder verliert. Seine Töchter, die nach zwei Tagen im Wald eine Cola wollen und Hunger haben, dafür aber keinen Durst an sich, scheinbar keine Angst und kein Trauma. Seine Schwester, die bei Stromausfall in den Aufzug steigt. Und ich glaube es war seine Mutter gewesen, deren größtes Problem war, nicht mehr Bargeldlos zahlen zu können und online zu shoppen... Allesamt handeln oft unintelligent und für mich absolut nicht nachvollziehbar. Zudem gibt es noch zusätzliche, nicht durch die IT ausgelöste Unfälle, die ihnen halt noch nebenher passieren. So viel Pech kann irgendwie niemand haben...

Als zweite peotagonistische Figur kommt Nelson Carius vom BND hinzu. Auch dieser ist an sich gut, klug und recht glaubhaft gestaltet. Ihm gegenüber stehen jedoch Fachidioten, die allesamt wenig Kompetenz ausweisen und dem Ernst der Lage erst nach dem letzten Gockenschlag kapieren.

Den Figuren selbst würde ich daher nur zwei bis drei Sterne geben.

Doch über allem steht eine wirklich relevante und spannende Frage - Was machen wir, wenn das Internet nicht mehr von uns kontrolliert wird, oder gar ganz ausfällt? Es folgen nicht nur medizinische Probleme oder beim Verkehr. Schnell kollabiert das alltägliche Leben, inklusive Versorgungssystem, Arbeitsplätzen etc. Die verschiedenen betroffenen Personen zeigen jeweils die volle Tragweite und Folgen auf und sorgen (meist) für zusätzliche Spannung. Ich habe mich als Leser wirklich zum Nachdenken angeregt gefühlt. Nachdem seit heute Abend WhatsApp und Facebook down ist, umso mehr. Vier Sterne hierfür, Tendenz nach oben.



Schreibstil und Sprecher

Abgesehen von so manchem Ärgernis über das ein oder andere Verhalten der Figuren, ist der Schreibstil sehr angenehm. Nicht allzu persönlich an vielen Stellen, was ich etwas schade finde, aber dennoch einfach zu folgen und aufbauend spannend.

Uve Teschner spricht Harländers Charakter gut und abwechslungsreich. Auch der französische Akzent der Ehefrau ist vorhanden. Glatte vier Sterne für diesen Teil.



Mein Fazit

Systemfehler hat eine auf gruselige Art faszinierende Grundidee. Man wird gut unterhalten, nimmt Gedanken aus dem Hörbüch mit in die Realität und hat eine gewisse Spannung. Bei der Umsetzung wurden jedoch durch unnötige Handlungen und unnötige, zusätzliche Missgeschicke, die Familie Faber passiert sind, Punkte verschenkt.

Für Fans des Genres dennoch eine Empfehlung, wenngleich Systemfehler nicht an Spitzentitel wie Balckout herankommt.

Ich gebe 3,5 Sterne. ⭐⭐⭐